Der deutsch-italienische Fotograf Luigu Toscano zeigt in seiner Ausstellung Portraits von Überlebenden des Holocausts und möchte damit einen Ort des Gedenkens schaffen, mit der Botschaft, die Verfolgung und das Leid der Opfer des Holocausts nicht zu vergessen und sich für Toleranz, Demokratie und Offenheit einzusetzen.
Am Mittwoch, den 4. Oktober 2023 hatten wir, die Klasse 9b, die Möglichkeit, diese Ausstellung an der Jerg-Ratgeb-Realschule zu besuchen. Zu sehen sind Porträts von Überlebenden der NS-Verfolgung – immer derselbe Ausschnitt von Kopf, Hals, Schultern vor schwarzem Hintergrund. Die Augen der Porträtierten scheinen den Betrachter direkt anzuschauen. Über 400 Holocaust-Überlebende hat Luigi Toscano für sein Projekt getroffen und fotografiert und bisher haben über eine Million Menschen die Porträts weltweit gesehen, unter anderem in Pittsburgh, Kiew, New York, Washington und San Francisco. Im März 2021 wurde Luigi Toscano für sein Projekt „Gegen das Vergessen“ von der UNESCO zum „Artist for Peace“ ernannt.
Die Ausstellung in Herrenberg umfasst 20 großformatige Porträts von Männern und Frauen mit biographischen Informationen, die verschiedene Konzentrationslager überlebt haben und ihr Gesicht gegen das Vergessen einsetzen möchten. Ein Geschichtsprojekt der Jerg-Ratgeb-Realschule hat die Ausstellung nach Herrenberg geholt. Wir erhielten zuerst eine Einführung in das Thema und im Anschluss hielten mehrere Schüler*innen der Jerg-Ratgeb-Realschule einen kurzen Vortrag und präsentierten uns die historischen Hintergründe zu den fotografierten Personen. Parallel dazu hatten wir immer wieder Gelegenheit, die Fotos auf uns wirken zu lassen und nicht nur die Größe der Bilder, sondern auch der direkte Blick erreichten uns persönlich und emotional. Die Nahaufnahmen zeigen ehemalige Zwangsarbeiter*innen, Juden, Menschen, die aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit oder ihrer sexuellen Neigung während der nationalsozialistischen Herrschaft verfolgt wurden.
Wie wichtig das ist, zeigte sich bereits kurz nach Eröffnung der Ausstellung, da vier der Porträts mit nationalsozialistischen Symbolen beschmiert wurden. Diese Tat hat schockiert und die Projektgruppe hat zusammen mit Luigi Toscano entschieden, die Ausstellung trotzdem fortzusetzen, und zwar „Jetzt erst recht!“. Der Vorfall soll als Weckruf dienen, sich als Schulgemeinschaft noch entschiedener für Freiheit, Gleichheit und Toleranz einzusetzen. Die Fotoausstellung „Gegen das Vergessen“ war eine gute Gelegenheit, sich mit dem Holocaust auseinanderzusetzen und die Bedeutung für die Gegenwart und die Zukunft zu erkennen. Jede*r Einzelne sollte deutlich Stellung gegen Rassismus und Ausgrenzung beziehen.
Johanna B. und Teresa, Klasse 9b