Gegen das Vergessen- Exkursion der 9. Klassen des SGH nach Dachau

Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler von Reichspräsident Paul Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte hatte begonnen. Mit der am 28. Februar 1933 erlassenen „Reichstagsbrandverordnung“ schufen sich die Nationalsozialisten die Grundlage zur rücksichtslosen Verfolgung ihrer Gegner. Grund- und Menschenrechte spielten keine Rolle mehr. Seit März 1933 wurden von der Sturmabteilung (SA) und der Schutzstaffel (SS) „staatliche Konzentrationslager“ errichtet, in denen Gefangene gedemütigt, misshandelt und häufig ermordet wurden.

Auch bei München wurde im März 1933 ein solches Konzentrationslager auf Anordnung des Leiters der Politischen Polizei in Bayern, Heinrich Himmler, errichtet. 90 Jahre später, am 31. Januar 2023, besichtigte die 9. Klassenstufe dieses Konzentrationslager in Dachau. Jede Gruppe hatte ihren eigenen Gruppenleiter, der uns alle durch das ganze Gelände begleitete und unsere Fragen beantwortete sowie Details über verschiedene Teile des KZs erzählte. Schon von außen bekamen wir ein mulmiges Gefühl, es war alles sehr grau und traurig.

Das Eingangstor des Konzentrationslagers Dachau

Zwischen 1933 und 1945 waren in Dachau über 200.000 Menschen inhaftiert. Mindestens 32.000 von der Lagerverwaltung registrierte Gefangene kamen in Dachau ums Leben. Belegt sind allerdings mindestens 10 000 weitere namenlose Opfer.

Wir besuchten die Gefängnisabteilung des KZs die wie zu einer Art kleinem Informationsmuseum umfunktioniert ist. Informiert wurde über verschiedene Folter- und Demütigungsmethoden der Nazis, wie zum Beispiel das Nacktsein vor den Aufsehern, das Abscheren der Haare und über unmenschliche medizinische Versuche an den Lagerhäftlingen. Die SS-„Ärzte“ erprobten an den wehrlosen Menschen Medikamente und es wurden Unterdruck-, Höhenflugs- und Unterkühlungsexperimente an ihnen durchgeführt. Wir sahen die unzumutbaren Schlafbarracken, in denen die Menschen damals nicht einmal eine Matratze hatten. Schlimme Fotos von völlig abgemagerten Menschen unterstützten die traurige Kulisse und an vielen Orten sah man Bilder von aufgestapelten Leichen, die fast nur noch aus Haut und Knochen bestanden.

Das Konzentrationslager Dachau wurde in Anordnung der Gebäude, Lagerordnung und Verwaltung Vorbild für alle späteren Konzentrationslager der Nationalsozialisten. An diesem Ort wurden Menschen getötet und gefoltert, obwohl sie nichts falsch gemacht haben und nichts Falsches an sich hatten. Die ersten Häftlinge waren politische Gegner des NS-Regimes: Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, liberale Politiker. Später folgten Kriminelle, engagierte Christen, Sinti und Roma, Homosexuelle, Kriegsgefangene sowie vor allem Juden. Alle jüdischen Häftlinge des Lagers wurden ab dem 5. Oktober 1942 aufgrund eines von Himmler in seiner Funktion als Reichsführer-SS erlassenen Befehls nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Unser Eindruck war grau, traurig und das ganze Lager interpretierte ich als das pure Böse. Kein Mensch hat ein solches Leben und Lebensende in diesem Lager verdient. Die Häftlinge arbeiteten damals in Dachau 12-16 Stunden am Tag in insgesamt 170 Außenlagern. Um die Befreiung der Häftlinge durch anrückende alliierte Truppen zu verhindern, schickte die Lagerverwaltung am 26. April 1945 rund 7.000 Häftlinge auf einen „Todesmarsch“ in Richtung Süden und verließ zwei Tage später das Lager. Am 29. April 1945 wurde Dachau von amerikanischen Einheiten befreit.

Die Zahl der Toten in Dachau beträgt 41 500. Im ehemaligen Krematoriumsgebäude wurde 1960 ein provisorisches Museum eröffnet. So etwas wie 1933-1945 in Dachau darf sich niemals wiederholen – darauf weisen auch die Mahnmale inmitten des Lagerplatzes hin. Auf einem steht: „Nie wieder“! Das unterstreicht das Ganze noch einmal. Nichtsdestotrotz war es ein spannender Tag und ich denke wir haben alle viel gelernt und unser Wissen erweitert.        Konstantin Glückler