„Wir durften nicht raus in die freie Welt. Lebenslänglich.“– Besuch der Schulpatin Freya Klier am SGH

Die Bürgerrechtlerin, Autorin und Regisseurin Freya Klier besuchte am vorletzten Dienstag das SGH und berichtete dem vierstündigen Geschichtskurs (in Kooperation mit dem AGH), dem vierstündigen Lateinkurs sowie den Mitgliedern des AKs „Schule mit Courage“ über ihre Erfahrungen mit Überwachung durch die Stasi und politische Verfolgung in der DDR.
Schulpatin Freya KlierBereits im Alter von drei Jahren wurde sie mit dem politischen System der DDR konfrontiert, als ihr Vater nach einer Auseinandersetzung mit einem Polizisten in Zivil, die dieser begonnen hatte, verurteilt wurde und Freya Klier mit ihrem Bruder in einem Kinderheim untergebracht wurden. Diese Erfahrung hat sie entscheiden geprägt und ihren weiteren Lebensweg nachhaltig bestimmt. Ihr Bruder hat die DDR nicht überlebt, da er „verlernt hatte, an den richtigen Stellen zu lügen, was in einer Diktatur überlebensnotwendig ist“, berichtete die Botschafterin für Demokratie und Toleranz. Ihr Bericht über ihre Schulzeit, die von einer „verkrampfte Fröhlichkeit“ bestimmt war, machte die anwesenden Schülerinnen und Schüler nachdenklich, denn frei denken und sprechen konnten die Jugendlichen in der DDR nicht. „Wir durften nicht raus in die freie Welt. Lebenslänglich.“, erzählte die Autorin, die bereits in jungen Jahren an eine Flucht auf einer Luftmatratze über die Ostsee gedacht, aber dann verworfen hatte. Ihren gedanklichen Ausweg hat sie dann in der Schauspielerei gefunden, da dort Stücke gespielt wurden, die unterschwellig Kritik an dem System der DDR geübt haben. Eine Chance die DDR zu verlassen, sah Freya Klier als eine Gruppe von schwedischen Jugendlichen Dresden besucht haben und sie Kontakte zu diesen knüpfte, die ihr dann auch eine Flucht mit Hilfe eines neuen und professionell erstellen Passes über den Freihafen in Rostock ermöglichen sollten. Was sie nicht wusste, war die Tatsache, dass dieser Ort durch Stasi-Mitarbeiter infiltriert war, ihr Fluchtversuch scheiterte und endete im Gefängnis. Ihre Aussage „Ich hatte aber noch viel vor in der DDR“ beschreibt den „positiven“ Aspekt ihrer Zeit in der DDR, denn sie engagierte sich nach ihrer Haft aktiv in der Bürgerrechtsbewegung. Trotz einer Inhaftierung in Hohenschönhausen und einigen Mordversuche, unter anderem durch Nervengift, konnte niemand Freya Klier von der Ausübung von Widerstand gegen die Diktatur der DDR abhalten bis sie 1987 aus der DDR ausgebürgert wurde. Mit der Aussage „In Diktaturen lernt man sich selbst und andere richtig kennen.“, die sich vor allem nach Einsicht in ihre Stasiakte im Jahr 1992 bewahrheiten sollte, aus der hervorging, dass 82 Stasi-Spitzel auf sie angesetzt waren sowie 23 Wanzen in ihrer Wohnung verbaut gewesen sind, endete ihr Vortrag. Abschließend wollten die Schülerinnen und Schüler von Freya Klier wissen, wie sie die aktuelle Situation in Deutschland in Bezug auf das Thema „Fremdenfeindlichkeit“ beurteilt bzw. wie man dagegen vorgehen könne.

Freya Klier, die neben vielen anderen Preisen auch den Bundesverdienstorden und die Auszeichnung Botschafterin für Demokratie und Toleranz von der Bundeszentrale für politische Bildung erhalten hat, engagiert sich bis heute für Menschenrechte und Demokratie in der Welt. Initiiert wurde der Besuch unserer Schulpatin von Winfried Böhm, auf dessen Einladung Freya Klier ans SGH gekommen ist. Ermöglicht wurde diese Begegnung mit einer Zeitzeugin der DDR durch die Konrad-Adenauer-Stiftung.