8. Januar – Heli Team

Für die vielen Luftaufnahmen, die von der Polarstern und der Neumayer-Station bislang gemacht wurden, sind zusammen mit unseren beiden Filmteams, natürlich auch die Heli-Leute zuständig. Für die beiden Helikopter vom Typ MBB BO 105, sind 2 Piloten und 2 Techniker verantwortlich. Den Filmteams stehen insgesamt 30 Flugstunden zur Verfügung. In Absprache mit Harald von der Bordwetterwarte entscheidet Hans als Hauptverantwortlicher (Pilot u. Flugbetriebsleiter) gemeinsam mit Olaf (Fahrtleiter) und dem Kapitän, ob ein Einsatz notwendig und die Bedingungen gut genug sind, so dass der Heli in die Luft gehen kann. Ein Flug in der Antarktis ist nicht vergleichbar mit einem Flug in Deutschland, denn wenn man über Land fliegt gibt es viele markante Punkte wie Wälder, Häuser oder Berge, welche dem Piloten eine Referenz bieten. Hier in der Antarktis sieht er eigentlich nur Eis, Schnee und Wasser so weit das Auge reicht und somit muss er sich komplett auf die Navigationstechnik verlassen. Außerdem ist die Temperaturbelastung für die Hubschrauber im ewigen Eis höher. Die größte Herausforderung für die Piloten ist jedoch ein besonderes Wetterphänomen: das „White out“. Dieses resultiert in einem kompletten Verlust der Orientierung über die Fluglage des Hubschraubers, da man draußen keine Einzelheiten mehr erkennen kann, geschweige denn den Horizont, weil keine Kontraste mehr wahrnehmbar sind. Wer beim Skifahren schon mal in eine Nebelfront oder einen Schneesturm hineingeraten ist, kann sich das vielleicht etwas vorstellen, denn auf der Piste ist man dann auch ziemlich orientierungslos und hangelt sich von Pistenmarkierung zu Pistenmarkierung, um den Weg zum Lift zu finden. Da man mit einem Helikopter nicht einfach, wie ein Skifahrer stehenbleiben oder rechts ranfahren kann, muss ein Flug sehr genau geplant und überwacht werden. Relevante Kriterien sind die Wolkenuntergrenze, die Sicht, sowie die Fluggefahren (z. B. Vereisung, Wind, White out). Über Funkt steht der Pilot während des Fluges unter anderem mit einem seiner Kollegen, welcher den Flug von der Brücke aus überwacht, in Verbindung. Auch Start und Landung von/auf der Polarstern stellen eine Besonderheit dar, da das Schiff nicht nur steht, sondern auch fährt und  je nach Wellengang oder Eisbedingungen in jede Richtung schwanken kann. Desweiteren können durch die Schiffsaufbauten Turbulenzen entstehen. Alle Beteiligten sind begeistert von der Fliegerei, doch die Sicherheit steht immer im Vordergrund. Der Kameramann sitzt gut angeschnallt in der offenen Tür (mit warmen Schuhen und drei Paar Socken!), da er von dort freie Sicht hat und wunderschöne Aufnahmen machen kann. Brian, der Regisseur des amerikanischen Filmteams, erklärt dem Piloten genau was sein Kameramann filmen soll. Nach diesen Wünschen werden dann dementsprechend enge oder weitere Kurven, näher oder weiter weg, um die Polarstern geflogen. Bei schönem Wetter gibt es immer Zuschauer an Deck, die fasziniert beobachten was vor sich geht.

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Es gibt mehrere Wege Pilot zu werden. Grundlage ist entweder der 10. Klasse Abschluss und eine Berufsausbildung z. B. zum Fluggerätemechaniker oder das Abitur. Im Anschluss wird dann die Flugschule besucht, um dort die Fluglizenz zu erwerben. Da dies aber eine recht kostspielige Angelegenheit ist (ca. 75000€), haben sich viele Piloten bei der Bundeswehr oder Polizei ausbilden lassen und gehen nach ihrer Verpflichtungszeit in die freie Wirtschaft. Je nachdem was man für Aufgaben mit einem Heli fliegen möchte, schließen sich der Ausbildung noch spezielle Zusatzausbildungen (Gebirgsflug, Außenlastflug, Nachtflug etc.) an.

 

10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 08.01.13 17:11 UTC

Lufttemperatur 0.1 °C
Wassertemperatur -1.6 °C
Luftdruck 974.1 hPa
Luftdruck, reduziert 976.4 hPa
Wahre Windgeschwindigkeit 7.7 m/s
Wahre Windrichtung 105.6 °
Relative Windgeschwindigkeit 4.4 m/s
Relative Windrichtung 146.8 °
Relative Luftfeuchte 98 %
Globalstrahlung 509 W/m²
Höhe Wolkenuntergrenze 403 ft
Sichtweite 34042 m
Position/Länge -45.27718 °
Position/Breite -65.20961 °
Schiffsgeschwindigkeit 8.2 kn
Schiffskurs 258.6 °

 

 

7. Januar – Bioakustik – faszinierende Unterwassergeräusche

40.PASATA_PolarsternIC-KTIlse und Karolin haben den November und Dezember auf der Neumayer-Station verbracht und sind nun bei uns an Bord der Polarstern. Anhand von Film- und Tonaufnahmen erforschen sie, zusammen mit anderen Wissenschaftlern, das Verhalten von marinen Säugetieren wie Robben und Walen. Das Projekt heißt PASATA (PASsive Acoustic Tracking of Antarctic marine mammals; passive akustische Ortung/Verfolgung von marinen Säugern).Die Arbeitsgruppe betreibt Grundlagenforschung über die Verteilung mariner Säuger, über die Geräusche, welche diese unter Wasser produzieren sowie über die Auswirkungen, welche vom Menschen verursachte Geräusche (anthropogene Geräusche) wie zum Beispiel Motorengeräusche von Schiffen, auf ihr Verhalten haben. Weitere Ziele sind herauszufinden wo sich die Tiere aufhalten und welche Distanzen ihre Rufe überbrücken können. Sämtliche Geräusche, die die Hydrophone (Unterwassermikrophone) aufzeichnen, werden graphisch dargestellt. Somit entstehen charakteristische Muster, die den verschiedenen Arten zugeordnet werden können. PASATA ist eine Erweiterung von PALAOA (The Perennial Acoustic Observatory in the Antarctic Ocean; die mehrjährige akustischen Beobachtung im antarktischen Ozean, gerne auch „Horchstation“ genannt).

Wie in den Abbildungen zu erkennen ist, liegt PALAOA nahe der Schelfeiskante, etwa 26 km von der Neumayer-Station III entfernt. Mehrere Hydrophone und eine CTD, sind unter dem Ekströmschelfeis, welches an dieser Stelle etwa 100 Meter dick ist, angebracht und per Kabel, welche in langen Bohrlöchern verlaufen, mit der Station verbunden. Alle Geräusche, die unter Wasser entstehen, werden aufgezeichnet und ausgewertet. Einen kleinen Eindruck, wie laut zum Beispiel aufeinanderstoßende Eisberge sein können und was für Geräusche Robben und Wale machen, liefert dieses Kurzporträt über PALAOA.

Auf der AWI Homepage gibt es den PALAOA Livestream zu hören.

www.awi.de/palaoa

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(Die Kilometerangabe bezieht sich in dieser Abbildung auf die alte Neumayer Station II!)

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Anhand der Filmaufnahmen, die Teil eines Pilotprojekts sind, wollen Karolin und Ilse die Ursache ergründen, warum männliche Weddellrobben während der Paarungszeit, häufig Verletzungen (Bissspuren) auf der Haut haben. Ihre Hypothese ist, dass die männlichen Tiere Kämpfe ausfechten, um ihr Atemloch im Eis zu beschützen. Diese Atemlöcher sind überlebensnotwendig, da Säugetiere Lungen haben und somit zum Atmen an die Wasseroberfläche kommen müssen. Unter dem Meereis ist dies eine besonders große Herausforderung. Es ist für die Tiere ein sehr großer energetischer Aufwand diese Atemlöcher zu erhalten und sie vermutlich auch zu verteidigen. Ebenso soll herausgefunden werden ob die Tiere Unterwasserterritorien beanspruchen. Auch auf dem Eis sind Kameras ausgebracht, um 24 Stunden am Tag und unter jeglichen Wetterbedingungen Aufnahmen von der Robbenkolonie machen zu können. Alle 30 Sekunden macht die Kamera ein Bild. Anhand der Zeitrafferaufnahmen wird das Verhalten der Tiere ausgewertet und analysiert.

Interessanterweise erhalten die Wissenschaftler im Bereich der Unterwasseraufnahmen nicht nur Filmaufnahmen von Säugetieren. Die Kamera fängt natürlich auch alles andere ein, was in ihren Aufnahmebereich fällt. Dies sind teilweise bizarre Lebewesen, die umso komischer erscheinen, da sie aus einer befremdlichen Perspektive und nicht vollständig abgebildet sind. Bislang konnten solche „Erscheinungen“ von der Arbeitsgruppe noch nicht näher bestimmt werden. Hierfür sind andere Spezialisten gefragt!

 

 

10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 07.01.13 13:31 UTC

Lufttemperatur -1.4 °C
Wassertemperatur -1.2 °C
Luftdruck 994.7 hPa
Luftdruck, reduziert 997.0 hPa
Wahre Windgeschwindigkeit 15.7 m/s
Wahre Windrichtung 67.5 °
Relative Windgeschwindigkeit 16.9 m/s
Relative Windrichtung 4.4 °
Relative Luftfeuchte 84 %
Globalstrahlung 554 W/m²
Höhe Wolkenuntergrenze 2238 ft
Sichtweite 51808 m
Position/Länge -44.48769 °
Position/Breite -66.51164 °
Schiffsgeschwindigkeit 4.2 kn
Schiffskurs 59.2 °

 

 

6. Januar – Forschungsarbeiten im Eis zu Zeiten der DDR – die Georg Forster Station

A0000291976 wurde die erste Station in der Antarktis von der ehemaligen DDR in Betrieb genommen und 1986 nach dem Naturforscher Georg Forster benannt. Andreas, zu diesem Zeitpunkt 28 Jahre alt, wurde 1989 von der ehemaligen DDR zu dieser Station entsendet, um die Ozonschicht zu vermessen. In Anbetracht der politischen Situation ein Abenteuer vom Feinsten! Er sollte zusammen mit 9 anderen Männern, 18 Monate in der Antarktis forschen. Von den Russen wurde er, über Leningrad, zur sowjetischen Nowolasarewskaja-Station geflogen, die nur einen Kilometer von der Georg Forster Station, in der Schirmacheroase, gelegen war. Oase deshalb, weil dort einzelne Landstriche nicht von Eis bedeckt sind. Die Bedingungen, im „Containerdorf“, waren längst nicht so komfortabel wie heute beispielsweise auf der Neumayer-Station. Unter einfachsten Verhältnissen, wohnten und arbeiteten die Männer, weit weg von ihren Ehefrauen und Kindern. Alle 6 Monate kam ein Flugzeug und brachte Briefe von Angehörigen und andere Versorgungsgüter. Telegraphieren war möglich, allerdings nur sehr kurze Nachrichten. Für die 2 Weihnachtsfeste und andere Feste, die Andreas getrennt von seiner Frau und seiner damals zweijährigen Tochter verbringen musste, hatten sie sich gegenseitig Geschenke mitgegeben, die sie auch wirklich erst am entsprechenden Datum auspackten. Für die Messungen standen zu dieser Zeit noch keine ausgeklügelten Computerprogramme und hochtechnisierte Geräte zur Verfügung. Aber auch mithilfe von einfacheren Geräten konnten wissenschaftliche Messungen durchgeführt werden. Eines der Fotos zeigt eine Art Glaskugel, mit der man die tägliche Sonnenscheindauer ermitteln kann. Hinter der Glaskugel ist ein Papierstreifen (Spezialpapier) befestigt. Wenn die Sonne scheint, wirkt die Glaskugel wie eine Lupe und in den Papierstreifen wird ein Loch hinein gebrannt. Wenn man am Ende des Tages den Papierstreifen entfernt, kann man an der Länge der Brennspuren erkennen wie lange die Sonne geschienen hat.

D000003 C000047 C000026 C000016 B000037 A000038 A000030
Von Mai bis Juni, im antarktischen Winter, kommt die Sonne nicht mehr über den Horizont und es gab nur einige Stunden Dämmerung, sonst herrschte Dunkelheit. Am Himmel waren Polarlichter zu sehen. Im Sommer schmolz aufgrund der langen Sonnenscheindauer stellenweise das Eis und es bildeten sich kleine Seen. Als ganz besonderes Erlebnis beschreibt Andreas die Ruhe, die herrschte, wenn man sich für Messungen weit von der Station entfernte und ganz alleine in der Eiswüste war. Zu den Mahlzeiten sind die Männer zur russischen Station gegangen. Lediglich Frühstück mussten sie eigenständig zubereiten. Der Kontakt zur russischen Station, als auch zur Neumayer-Station, welche zu diesem Zeitpunkt von 9 Frauen bewohnt wurde und ganz schön weit weg war, bereicherte den Alltag. Ebenso zusätzliche Wissenschaftler, die als „Sommergäste“ die Forschungsarbeiten ergänzten.
Im November 1989 fiel, zumindest für die zehn Überwinterer still und leise, die Berliner Mauer. Ein unvorstellbares Ereignis für die Männer, da sie keinerlei Vorstellung hatten, was sie nach ihrer Rückkehr in die Heimat erwarten würde. Ihr Geld wurde ungültig, ebenso die Briefmarken. Einige wusste nicht, ob sie noch einen Arbeitsplatz haben würden, denn laut eines Zeitungsartikels wurde anscheinend das Institut geschlossen. Aber Andreas übermittelte noch regelmäßig seine Daten dort hin. Wahrscheinlich handelte es sich um eine „Zeitungsente“, trotzdem herrschte große Ungewissheit. Genauso wenig war geklärt, wie die Überwinterer nach Hause zurückkehren würden. Mit den Russen? Oder vielleicht sogar mit der Polarstern aus der Bundesrepublik? Am 8. März 1991 war es dann soweit. Alles Organisatorische war geklärt, der letzte Schneesturm überstanden. Andreas wurde von der Polarstern abgeholt. Über Neumayer ging es nach Kapstadt. Von dort mit dem Flugzeug nach Hause. Eine Zeitung berichtete von seinem Abenteuer: „Wo ist meine DDR geblieben?“
In der Antarktis weist heute nur noch eine Gedenktafel auf die Georg Forster Station hin, denn 1993 wurden die Arbeiten eingestellt und die komplette Station abtransportiert. Andreas und die anderen  damaligen Überwinterer treffen sich seit ihrer Rückreise jährlich und erinnern sich gemeinsam an die alten Zeiten in der antarktischen Oase. Nach 22 Jahren fährt Andreas nun ein weiteres Mal auf der Polarstern mit; dieses Mal als Wettertechniker der Bordwetterwarte.

10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 06.01.13 15:41 UTC

  •      Lufttemperatur    -1.2    °C
  •      Wassertemperatur    -1.2    °C
  •      Luftdruck    999.7    hPa
  •      Luftdruck, reduziert    1002.0    hPa
  •      Wahre Windgeschwindigkeit    6.5    m/s
  •      Wahre Windrichtung    53.8    °
  •      Relative Windgeschwindigkeit    8.6    m/s
  •      Relative Windrichtung    46.9    °
  •      Relative Luftfeuchte    91    %
  •      Globalstrahlung    736    W/m²
  •      Höhe Wolkenuntergrenze    4354    ft
  •      Sichtweite    55420    m
  •      Position/Länge    -44.33288    °
  •      Position/Breite    -67.48391    °
  •      Schiffsgeschwindigkeit    7.5    kn
  •      Schiffskurs    336.9    °

 

5. Januar – Als Matrose auf See und das Winterexperiment

Uwe ist seit 46 Jahren Matrose, 16 Jahren hat er davon auf der Polarstern verbracht. Heutzutage gibt es die Ausbildung zum Matrosen nicht mehr; die beiden Azubis an Bord sind angehende Schiffsmechaniker, d.h. sie werden für Arbeiten an Deck (wie die Matrosen) und zusätzlich auch an den Maschinen ausgebildet. Die Ausbildung dauert 2,5 bis 3 Jahre. Zu Uwes Team an Deck gehören 7 weitere Matrosen sowie ein Zimmermann. Ihre Vorgesetzten sind der Bootsmann (Koordinator für Arbeiten an Deck und im Laderaum) und der 1. Nautische Offizier. Die Matrosen arbeiten wie die Wissenschaftler, zu zweit in Schichten von zwei mal vier Stunden am Tag. Hinzu kommen noch zwei Stunden Zuarbeiten an Deck. Je nach Länge der einzelnen Fahrtabschnitte ist die Schiffs-Crew zwischen zwei und drei Monaten auf See. Die jetzige Crew ist am 13. Oktober in Bremerhaven an Bord gegangen und fliegt mit uns nach Ankunft in Punta Arenas (18. Januar) nach Deutschland zurück. Die Polarstern wird ein paar Tage später zum nächsten Fahrtabschnitt aufbrechen, d. h. die neue Crew wird von Deutschland eingeflogen und übernimmt die Arbeiten ab Punta Arenas. Uwe und seine Kollegen haben dann bis März frei. Dieses Jahr wird die Polarstern den ganzen antarktischen Winter über (in unserem Sommer) im Süden bleiben und das sogenannte Winterexperiment durchführen. Normalerweise wird im antarktischen Winter, wenn es hier kalt und dunkel ist, in der Arktis geforscht. Uwe freut sich auf das Winterexperiment, denn er findet den Süden noch schöner als den Norden, denn hier unten gibt es Pinguine, mehr Robben als in der Arktis und die prächtigen Eisberge.
Während ihren Wachen bedienen die Matrosen das Hebezeug, Kräne und Winden, und unterstützen die wissenschaftlichen Arbeiten im technischen Bereich. Uwe und Hartmut haben die gleiche Schicht wie Nina und ich. Sie helfen uns bei der CTD, indem sie die Winde steuern und die CTD, auf unsere Anweisung, bis zum Grund fieren bzw. wieder an die Oberfläche hieven. Wenn wir nicht auf Station sind (d.h. keine wissenschaftlichen Messungen durchgeführt bzw. Geräte ausgebracht oder eingeholt werden) gibt es für die Matrosen Entrostungs- und Konservierungsarbeiten (z.B. Winden der Rettungsboote, Deckaufbauten, o.ä.), Werterhaltung der Rettungseinheiten (z.B. Erneuerung der Drahtseile), Abschmierarbeiten (alle beweglichen Teile werden nach einem genauen Abschmierplan in Stand gehalten) und Spülarbeiten (Entfernung von Meersalz, welches mit der Gischt überall auf dem Schiff verteilt wird). In den Aufgabenbereich der Matrosen fällt auch der Wachdienst: Kontrollgänge durchs Schiff und Ausschau auf der Brücke (Kontrolle der Anzeigen auf Störungsmeldungen wie zum Beispiel Feueralarm). Somit kann auf Störungen sofort reagiert werden.
Auf die Frage, was Uwe vermisst, hatte er zunächst keine Antwort parat, da er das Leben auf See gewöhnt ist und sich die Bedingungen über die letzten Jahre zunehmend verbessert haben. Früher war es kaum möglich Kontakt zur Familie zu halten, da man weder e-mailen und nur bedingt telefonieren oder telegraphieren konnte.  Auch wenn Uwe fast nur jedes 3. Jahr mit seiner Familie Weihnachten feiern kann und die langen Trennungen schwer sind, mag er seinen Beruf und ist zufrieden. Manchmal wünscht er sich deutsches Fernsehen an Bord, doch bis die Technik diesen Wunsch ermöglichen kann, wird Uwe schon in Rente sein.

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Foto: Das Dream-Team vom Windenleitstand und Arbeitsdeck der 04-08 Uhr/16-20 Uhr Schicht. Von links nach rechts: Nina, Uwe, Sabine, Harald.

Mehr Informationen zum Winterexperiment:
AWI Pressemitteilung (www.awi.de)
Das sogenannte Winterexperiment bildet den Höhepunkt einer insgesamt 18 Monate langen Expeditionsreise auf der Südhalbkugel und wird das Schiff, seine Besatzung und die 54 Wissenschaftler an Bord von Kapstadt, Südafrika, in das antarktische Weddellmeer führen. „Wir wollen auf dieser Fahrt zwei grundlegende Forschungsfragen untersuchen: Die erste lautet: Welche Mechanismen lassen das Ökosystem des Südpolarmeeres nach dem langen, kalten und äußerst dunklen Winter wieder zum Leben erwachen? Und die zweite: Aus welchen Gründen nimmt die Ausbreitung des antarktischen Meereises leicht zu, während die Meereisbedeckung in der Arktis stetig zurückgeht?“, sagt der wissenschaftliche Fahrtleiter Prof. Dr. Peter Lemke vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft.
http://www.awi.de/de/aktuelles_und_presse/pressemitteilungen/detail/item/winter_experiment_in_antarctic_sea_ice_planned/?cHash=d537c5dbca7ab9bd5d093c4e61abdaee

Video der Helmholtz-Gemeinschaft, ein Interview mit Prof. Dr. Peter Lemke (AWI)

10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 05.01.13 11:11 UTC

  •      Lufttemperatur    -2.0    °C
  •      Wassertemperatur    -1.7    °C
  •      Luftdruck    999.8    hPa
  •      Luftdruck, reduziert    1002.1    hPa
  •      Wahre Windgeschwindigkeit    4.5    m/s
  •      Wahre Windrichtung    210.6    °
  •      Relative Windgeschwindigkeit    7.8    m/s
  •      Relative Windrichtung    337.4    °
  •      Relative Luftfeuchte    96    %
  •      Globalstrahlung    306    W/m²
  •      Höhe Wolkenuntergrenze    4516    ft
  •      Sichtweite    60711    m
  •      Position/Länge    -43.76318    °
  •      Position/Breite    -68.37602    °
  •      Schiffsgeschwindigkeit    8.4    kn
  •      Schiffskurs    254.1    °

 

4. Januar – Was vermissen wir?

Die letzten Tage bin ich kreuz und quer durchs Schiff gelaufen und habe jeden gefragt: „Was vermisst du am meisten?“ Hierzu gab es, nach über einem Monat auf See, sehr verschiedene Reaktionen und Antworten. Die meistgenannte Antwort war natürlich Familie und Freunde, aber es wurden auch andere interessante Dinge genannt. Einige Crewmitglieder sind an das Leben auf See gewöhnt und haben sich hier so gut eingerichtet, dass sie rundum zufrieden sind und nichts vermissen. Im Folgenden findet Ihr die Top 12 in willkürlicher Reihenfolge.

Herr Pahl, Kapitän: Da ich begeisterter Antiquitätensammler bin, vermisse ich Auktionen, die ich normalerweise zu Hause regelmäßig besuche. Ich ersteigere gerne Gegenstände der Biedermeierzeit, wie beispielsweise Glaswaren, Uhren, Porzellan, Möbel oder Gemälde.

Friederike, Studentin: Meinen Freund, mein Pferd und die freie Bewegung draußen. Außerdem vermisse ich mein Fahrrad mit dem ich gerne freeriden gehe, das Internet, meine leckere Chai-Latte und den Pizza-Service.

Gerd, Ozeanograph: Ich vermisse die grüne Natur, Radfahren, richtig guten Kaffee und meine Holzschuhe! Diese trage ich zu Hause jeden Tag, aber hier auf dem Schiff geht das nicht, weil sie viel zu laut sind.  Für mich ist die Zeit auf dem Schiff trotzdem etwas ganz besonderes, denn die Expeditionen machen den Reiz des Berufes aus und sind eine willkommene Abwechslung zum Büroalltag. Meine Kinder sind inzwischen groß, eine meiner Töchter ist auf dieser Reise sogar dabei.  Die Möglichkeiten, mit der Familie zu Hause zu kommunizieren, haben sich über die Jahre auch sehr verbessert.

Sebastian, Student: Ich vermisse bislang noch den Polarsternburger! Wann gibt’s den endlich? Ansonsten genieße ich es sehr nicht putzen, abwaschen oder kochen zu müssen. Ich fühle mich hier wie im Hotel. Allerdings vermisse ich Eisbären und abends mit meinen Freunden wegzugehen.

Loretta, Studentin: Ich würde gerne wieder mehr Nudeln essen, mit meiner selbstgemachten Sauce. Auf Backen und Kochen freue ich mich sehr. Wenn ich nach Hause komme werde ich als allererstes einen Hefezopf machen.

Ina, Studentin: Ich wünsche mir mehr Platz in der Dusche und einen trockenen Boden im Bad.

Vera, Geophysikerin: Kinderlachen! Hier sind zu viele Erwachsene an Bord!

Ilias, Systemmanager: Ich vermisse Farben und Gerüche! Es ist toll nach einer langen Seereise das Festland zu riechen. Auf einen Döner freue ich mich auch schon sehr.

Harald, Meteorologe:  Ich vermisse Spaziergänge im Wald und die gute Waldluft.

Dominique, Biologist: I miss ‚green‘, especially trees. I also would like to watch cycling on TV and it would be nice if we had more darkness here. And I also miss singing birds.

Hartmut, Matrose: Am meisten vermisse ich Feiertage und Freizeit.

Rainer, Techniker: Meinen Garten und die Tiere. Ich habe zu Hause Schafe, Hühner und Katzen. Außerdem würde ich um diese Jahreszeit normalerweise Feuerholz im Wald machen. Mein Biomüsli und Biobrot würde ich auch gerne mal wieder essen.

Sabine Brosch: Ich persönlich vermisse eigentlich nichts, da ich mich hier sehr wohl fühle. Aber da hier alles klimatisiert ist, freue ich mich sehr darauf zu Hause wieder die Fenster aufmachen zu können, um Frischluft zu atmen. Außerdem freue ich mich auf meine großen Teetassen. Hier gibt es nur kleine Tassen und man muss ständig nachfüllen. Es fällt mir aber überhaupt nicht schwer darauf noch zwei Wochen zu warten, denn auf solche Kleinigkeiten verzichtet man äußerst gerne, wenn man die Möglichkeit hat an solch einer einzigartigen Expedition teilzunehmen.

 

10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 04.01.13 16:11 UTC

  •      Lufttemperatur    -2.1    °C
  •      Wassertemperatur    -1.8    °C
  •      Luftdruck    998.5    hPa
  •      Luftdruck, reduziert    1000.8    hPa
  •      Wahre Windgeschwindigkeit    7.0    m/s
  •      Wahre Windrichtung    123.7    °
  •      Relative Windgeschwindigkeit    7.0    m/s
  •      Relative Windrichtung    320.9    °
  •      Relative Luftfeuchte    85    %
  •      Globalstrahlung    811    W/m²
  •      Höhe Wolkenuntergrenze    0    ft
  •      Sichtweite    54565    m
  •      Position/Länge    -40.43919    °
  •      Position/Breite    -67.24652    °
  •      Schiffsgeschwindigkeit    5.7    kn
  •      Schiffskurs    221.7    °

 

3. Januar – Noch mehr Pinguine!

Der ‚heilige Rechner‘ ist auf dem E-Deck, im Reich der IT-Jungs. Von diesem Rechner kann man ins Internet. Geduld ist gefragt, denn die Verbindung ist langsam und erinnert mich irgendwie an meine eigene Schulzeit,  denn damals hat es auch immer recht lange gedauert bis Seiten geladen wurden. Skype u. ä. darf nicht benutzt werden, aber den Blog konnte ich mir anschauen und auch endlich auf die Kommentare antworten. Um Euren Wünschen nachzukommen,  schicke ich nochmal ein paar Pinguin-  und Robbenbilder.  Den ‚Pinguin Groove‘, ein Videoclip von Lars, kann ich leider aufgrund der Datenmenge nicht schicken.

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Beyza aus der 6b hat folgende Frage: Habt Ihr Forscher in der Antarktis auch Tiere entdeckt, die man bisher noch nie gesehen hat?
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Die Biologen hier an Bord der Polarstern sind Spezialisten, die vor allem nach Vögeln, Robben und Walen schauen. Im Wasser gibt es aber viel mehr Lebewesen. Deshalb haben wir Dr. Julian Gutt vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven gefragt, der schon bei vielen Expeditionen dabei war, wo gezielt nach der Vielfalt der Arten in der Antarktis gesucht wurde. Hier kommt seine Antwort:

Neue Arten werden in der Antarktis bei jeder Reise gefunden, bei der man auf so etwas achtet. Unsere Tiefseekollegen, die auch in der Antarktischen Tiefsee bei unter 2000m Tiefe arbeiten, haben mal bei einer einzigen Reise 800 neue Arten gefunden. Die sind allerdings erst dann offiziell „neu“ wenn sie von Wissenschaftlern exakt beschrieben werden und damit klipp und klar ist, dass sie nicht schon bekannt sind und damit andere Kollegen sie später auch wiedererkennen können. Da wartet eine Menge Arbeit auf die Kollegen. Extrem selten werden allerdings neue Vierbeiner, wie auf deiner Fragekarte, gefunden. Allenfalls gibt es bei den Walen neue Varianten, von denen nicht so richtig sichergestellt ist, dass es sich auch um neue Arten handelt und nicht nur um ganz normale Unterschiede innerhalb einer Art. Bei Vögeln, insbesondere bei Pinguinen, ist es wohl ausgeschlossen, dass es noch unentdeckte gibt. Bei Fischen ist das Auffinden neuer Arten eher selten. Häufig werden unbekannte, also bisher unentdeckte Arten bei den wirbellosen Tieren gefunden, also bei Krebstieren, Würmern, Schwämmen – ja das sind auch Tiere! – Muscheln und Schnecken gefunden. Am häufigsten, wie schon gesagt, in der Tiefsee. Allgemein sollte man aber die Mikroorganismen nicht vergessen also insbesondere Bakterien, die überwiegend durch Untersuchungen an ihrem Erbgut beschrieben werden und nicht an Hand ihrer äußeren Gestalt, wie bei den größeren Organismen. Wenn man in der Antarktis nur einen Teelöffel von Sediment (also Meeresbodenschlamm) oder einen Liter Wasser genau untersucht, findet man mehrere hundert bis tausende von neuen Lebensformen. Das liegt einerseits an der großen Lebensvielfalt, andererseits aber auch daran, dass diese Kleinstlebewesen bisher bei solchen Untersuchungen nur wenig berücksichtigt wurden.

10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 03.01.13 20:11 UTC

  •      Lufttemperatur    -2.9    °C
  •      Wassertemperatur    -2.0    °C
  •      Luftdruck    995.0    hPa
  •      Luftdruck, reduziert    997.3    hPa
  •      Wahre Windgeschwindigkeit    5.2    m/s
  •      Wahre Windrichtung    164.4    °
  •      Relative Windgeschwindigkeit    9.7    m/s
  •      Relative Windrichtung    347.7    °
  •      Relative Luftfeuchte    90    %
  •      Globalstrahlung    336    W/m²
  •      Höhe Wolkenuntergrenze    7513    ft
  •      Sichtweite    69595    m
  •      Position/Länge    -37.82453    °
  •      Position/Breite    -66.14089    °
  •      Schiffsgeschwindigkeit    9.1    kn
  •      Schiffskurs    218.6    °

 

2. Januar – Sicherheitsmanöver mit Rettungsbooten

35.Rettungsboot5Die Polarstern hat vier Rettungsboote an Bord, zwei an Backbord und zwei an Steuerbord. Sie sind jeweils für 50 Personen ausgelegt. Falls die Krängung (Schieflage) des Schiffes zu groß sein sollte und auf einer Seite die Boote nicht mehr gefiert (abgelassen) werden können, sollten alle Menschen an Bord in den verbleibenden beiden Rettungsbooten Platz finden können. Alle drei Monate werden die Rettungsboote im Wasser auf Funktion geprüft. SONY DSCEbenso muss die David-Anlage, das ist das Hebelgeschirr, welches die Rettungsboote fiert und hievt, überprüft werden. Trockentests an Deck werden wöchentlich durchgeführt. Außerdem muss darauf geachtet werden, dass die Boote stets mit allen Gegenständen, welche die Inventarliste vorschreibt, bestückt sind. Dazu gehören beispielsweise das Überlebenshandbuch, Fallschirmleuchtraketen, Kompass und Treibanker. Der Treibanker ist ein kegelförmiger Segeltuchbeutel, welcher den Widerstand im Wasser erhöht und somit zum einen verhindert, dass das Rettungsboot schnell verdriftet und zum anderes dafür sorgt, dass es mit dem Bug in der Welle bleibt. SONY DSCDesweiteren befinden sich 300 Trinkwasserbeutel mit einem Inhalt von je 500 ml in jedem der Rettungsboote.  Die vorgeschriebene Lebensmittelration pro Person von 10 Megajoule, entspricht umgerechnet etwa dem Kilokalorienanteil von 56 Packungen Gummibärchen. Bei 50 Personen wären das insgesamt 2800 Packungen. Es sind natürlich keine Gummibärchen als Notproviant an Bord, sondern hochkalorische Kekse, die angeblich nicht sehr gut schmecken. Im Falle einer Havarie (Schiffsunglück) wir als erstes ein Notruf abgesetzt, über Funk und Satellit: „Mayday, Mayday, Mayday. This is Polarstern Polarstern Polarstern. Delta Bravo Lima Kilo“ (offizielles internationales Rufzeichen), dann folgen die Koordinaten und Informationen über Anzahl der Personen an Bord sowie zur Unfallursache.  Andere Schiffe, die in der Nähe sind (was in der Antarktis nicht unbedingt gegeben ist), sind zur Hilfe verpflichtet. Das gehört zur ‚guten Seemannschaft‘. Die Notrufe gehen aber auch bei Rettungskoordinationszentren ein, beispielsweise in Bremen. Von dort wird Hilfe organisiert. Von unserer aktuellen Position (65’54° südliche Breite, 33’54° westliche Länge) sind es ca. 1400 Seemeilen bis zum nächsten Hafen. Dieser ist in Punta Arenas, im Süden von Chile. Da kann es durchaus ein paar Tage dauern, bis Hilfe eintrifft. SONY DSCAus diesem Grund, sollen sich die Rettungsboote möglichst nahe an der Unfallstelle aufhalten, da diese Koordinaten übermittelt wurden und die Suche in der Regel dort beginnt. SONY DSC SONY DSC
Heute war zum Glück kein Notfall, sondern nur eine Übung. Das schöne daran war, dass wir mitfahren durften! Das war ein ziemlich aufregendes Ereignis. Wir waren zu 16. in unserem Rettungsboot, ausreichend Platz für jeden. Ich kann mir kaum vorstellen wie eng es sein muss, wenn 50 Leute darin Platz finden müssen. Wir waren auch in der glücklichen Situation, dass wir die Luken öffnen konnten, da weder Sturm noch hoher Wellengang herrschte. SONY DSCFlorian hat uns gekonnt mehrfach um die Polarstern herumgefahren. Wenn er zur Luke hinausschauen möchte, muss er im Stehen fahren und mit dem Fuß lenken. Das sah recht witzig aus, hat aber bestens funktioniert! Zum ersten Mal hatte ich die Möglichkeit meine Hand ins antarktische Wasser zu halten. In den ersten Sekunden und wenn man nur die Fingerspitzen hinein hält, erscheint es gar nicht arg kalt, obwohl wir momentan eine Wassertemperatur von -1,9°C haben. Während unseres Kurztrips, war das amerikanische Filmteam mit dem Heli unterwegs. Sie haben uns und die Polarstern immer wieder umkreist und sicherlich schöne Aufnahmen von den Rettungsbooten vor dem Schiff bei leichtem Schneefall gemacht. Die Polarstern mal aus einer anderen Perspektive zu sehen war ein ganz fantastisches Erlebnis. Seit wir unterwegs sind, waren wir ja nur ein paar Mal kurz von Bord, entweder zur Tankwache auf dem Schelfeis oder zum Besuch der Neumayer-Station. Aber jetzt konnten wir wirklich das Schiff aus allen Blickwinkeln und vor einer schönen Kulisse mit dunkelblauem Wasser, Eisschollen und Schnee, mit Rettungsbooten und Heli bewundern. Wieder mal ein unbeschreiblich aufregendes Erlebnis!

10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 30.12.12 19:51 UTC

  •      Lufttemperatur    -3.6    °C
  •      Wassertemperatur    -1.9    °C
  •      Luftdruck    996.0    hPa
  •      Luftdruck, reduziert    998.3    hPa
  •      Wahre Windgeschwindigkeit    7.2    m/s
  •      Wahre Windrichtung    212.3    °
  •      Relative Windgeschwindigkeit    7.2    m/s
  •      Relative Windrichtung    0.6    °
  •      Relative Luftfeuchte    89    %
  •      Globalstrahlung    134    W/m²
  •      Höhe Wolkenuntergrenze    1000    ft
  •      Sichtweite    62655    m
  •      Position/Länge    -28.92264    °
  •      Position/Breite    -70.84509    °
  •      Schiffsgeschwindigkeit    0.0    kn
  •      Schiffskurs    211.5    °

 

1. Januar 2013 – Happy New Year!

34.Happy New Year2012 haben wir gemütlich ausklingen lassen. Im Kinoraum haben wir die ‚Feuerzangenbowle‘ und ‚Dinner for One‘ geschaut, danach gab es Snacks und Drinks im Heli Hangar. Vera, Edith und Folke hatten sich um den Aufbau der Bar, Lars um die Musik gekümmert. Das Team der Bordwetterwarte hat sich ein nettes Neujahrsquiz einfallen lassen. Um elf Uhr wurde ein Glücks-Wetterballon gestartet. Jeder durfte schätzen bis zu welcher Höhe er aufsteigen wird. Der Gewinner bekommt einen Preis. Leider lag ich mit meinem Tipp ziemlich daneben. Pünktlich zum Jahreswechsel, als wir alle auf dem Weg zur Brücke waren, tauchte ein gigantischer Eisberg neben dem Schiff auf! Auf dem Foto ist er zu sehen. Er war sicherlich 40 Meter hoch, wenn nicht sogar noch größer. Kurioserweise war es natürlich, wie jede Nacht, taghell. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, aber Silvester feiert man ja normalerweise bei Dunkelheit. Deshalb war schon irgendwie komisch, als wir bei Tageslicht um zwölf Uhr (in Deutschland war es schon 1 Uhr), auf der Brücke mit Sekt das neue Jahr eingeläutet haben. Einige sind danach wieder in den Heli Hangar, um Dominiques Geburtstag zu feiern, andere sind ins Bett, denn auch am 1.1.2013 gingen die Floats ins Wasser und werden CTD’s gefahren. Dies bedeutete für Nina und mich, dass wir morgens um 5 nicht ins Bett sind, sondern die Neujahrs-CTD bis auf 4800 Meter gebracht haben. Um 8 Uhr wurden wir von Wei und Raul abgelöst und sind auf direktem Weg ins Bett!
Ich wünsche allen ein frohes Neues Jahr!

Wie viele Bakterien gibt es da? (Ralph, 6a)

bakterien
Lieber Ralph,
für die Beantwortung deiner Frage haben wir einen Spezialisten am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven um Hilfe gebeten: Klaus Valentin. Er ist Molekularbiologe, beschäftigt sich also mit ganz kleinen Bestandteilen, aus denen Lebewesen aufgebaut sind. Hier kommt seine Antwort:

Lieber Ralph!
Deine Frage kann ich zwar nicht beantworten, aber ich kann dir erklären, dass es sehr, sehr viele sind.
Ein Bakterium ist nur etwa ein tausendstel Millimeter groß, also viel kleiner als ein Haar von dir dick ist. In einem Tropfen Wasser können auch in der Antarktis viele Tausend davon rumschwimmen. Außerdem leben Bakterien nicht nur im Wasser sondern auch im Eis, auf und im Boden und auf Felsen, also eigentlich überall. Auf und in dir kommen auch sehr viele vor und sie helfen sogar, zum Beispiel beim Verdauen deines Essens oder sie schützen deine Haut. Tatsächlich machen nur wenige Bakterien wirklich krank.
Aber zurück zur Frage. Bakterien kommen in der Antarktis vor allem im Eis, im Wasser und im Meeresboden vor. In einem Liter sind es wohl mehr als eine Million. Weißt du wie viele Liter Wasser es in der Antarktis gibt? Ich auch nicht aber es sind sicher sehr viele Milliarden und in jedem steckt eine Million Bakterien. Also ist die Zahl größer als du oder ich es uns vorstellen können. Und trotzdem sieht man so gut wie nichts davon. Angst muss du vor ihnen keine haben und sie spielen eine wichtige Rolle. Sie können praktisch alles verdauen und es gibt sehr viele andere Lebewesen, die Bakterien fressen und am Ende werden Sie so zu Fischen und Krebsen die du auch wieder essen kannst.
Ich hoffe das beantwortet deine Frage ein bisschen
Klaus

31. Dezember – Ein Besuch beim Arzt

Claus Pohl ist Chirurg und war lange Zeit als Oberarzt in Siegburg tätig. Nun ist er regelmäßig als Schiffsarzt auf Expeditionen in den Polargebieten dabei. Dies ist eine äußerst verantwortungsvolle Aufgabe, da sich das Schiff lange Zeit in den Polargebieten, weit entfernt von der Zivilisation, aufhält und in Notfällen Verletzte in der Regel nicht ausgeflogen werden können. SONY DSCDaher ist die Krankenstation für alle Eventualitäten eingerichtet. Für die Behandlung der Patienten stehen mehrere Räume zur Verfügung: Das Behandlungszimmer, zwei Krankenzimmer und ein OP. Die Ausstattung ist beeindruckend: Schränke voller Medikamente, von Aspirin bis zu Thrombolyse- Medikamenten (zur Auflösung von Blutgerinnseln bei Herzinfarkt oder Hirnschlag) ist alles genauestens protokolliert und nach Ablaufdatum sortiert. Es gibt sämtliche medizinische Geräte wie EKG, Ultraschall, Defibrillator, Röntgen-, Narkose- und Sterilisationsgerät. Für die Entwicklung der Röntgenbilder gibt es eine extra dafür eingerichtete Dunkelkammer. Auch für Zahnbehandlungen ist alles da: für jeden Zahntyp eine spezielle Zange zum Zähne ziehen, Bohrer und alles was man sonst noch braucht um Füllungen zu ersetzen oder Zahnwurzeln zu behandeln.  SONY DSCFür mich hat sich ziemlich schnell die Frage gestellt, wie ein einziger Arzt, der normalerweise in einem bestimmten Fachbereich tätig ist, hier auf dem Schiff Anästhesist, Zahnarzt, Kardiologe, HNO-Arzt, Chirurg und Apotheker sein kann und auch noch die Laboruntersuchungen, zum Beispiel von Blutproben, selbständig durchführt. Voraussetzung, um hier arbeiten zu können, ist eine Ausbildung zum Facharzt für Chirurgie. Um auch Kenntnisse in anderen Fachbereichen zu bekommen, hat Claus Pohl mehrere Monate bei verschiedenen Ärzten oder in Kliniken hospitiert und Behandlungen durchgeführt, um gut ausgebildet und auf alle möglichen Verletzungen und Krankheiten vorbereitet zu sein. Diese Reise hatten wir, bis auf ein gebrochenes Sprunggelenk und in zwei Fällen Herzprobleme zum Glück noch keine schwereren Erkrankungen. Falls doch einmal operiert werden muss, sorgt der Kapitän dafür, dass dann das Schiff möglichst ruhig in der Welle oder im Eis liegt. Tina, die Krankenschwester, würde dann die Narkose überwachen und nautische Offiziere bei der Operation assistieren. Über eine Satellitenverbindung wird bei Operationen Kontakt zu dem Klinikum in Bremerhaven hergestellt. Der dortige Arzt bekommt die Daten des Anästhesiemonitors, welcher Informationen über Herz- und Kreislauffunktion und Atmung anzeigt, fast zeitgleich übermittelt und kann bzgl. der Narkoseführung beratend zur Seite stehen. Befindet sich das Schiff jedoch nördlich des 80. Breitengrades, ist diese Art der Kommunikation nicht mehr möglich, da dieser entlegene Erdteil Teil des arktischen Ozeans nicht ausreichend über Satelliten abgedeckt ist. SONY DSC
Über seine ärztliche Tätigkeit hinaus ist Claus Pohl für die Hygiene und damit auch für die Wasserqualität an Bord zuständig. Er überprüft regelmäßig das Trinkwasser, sowie das Wasser im Schwimmbad. Außerdem ist er für die Organisation des Zillertals, der Bar, verantwortlich.
Die Fotos zeigen das Behandlungszimmer und den OP.

10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 30.12.12 19:21 UTC

  •      Lufttemperatur    -3.7    °C
  •      Wassertemperatur    -1.9    °C
  •      Luftdruck    995.8    hPa
  •      Luftdruck, reduziert    998.1    hPa
  •      Wahre Windgeschwindigkeit    8.3    m/s
  •      Wahre Windrichtung    210.5    °
  •      Relative Windgeschwindigkeit    8.2    m/s
  •      Relative Windrichtung    359.1    °
  •      Relative Luftfeuchte    89    %
  •      Globalstrahlung    169    W/m²
  •      Höhe Wolkenuntergrenze    1068    ft
  •      Sichtweite    63962    m
  •      Position/Länge    -28.92078    °
  •      Position/Breite    -70.84514    °
  •      Schiffsgeschwindigkeit    0.0    kn
  •      Schiffskurs    211.9    °

 

30. Dezember – Robben

33.KrabbenfresserNeben Pinguinen, Seevögeln und Walen sehen wir auf der Reise auch immer wieder Robben. In der Antarktis kommen 6 Arten vor: Antarktische Pelzrobbe, Rossrobbe, Seeleopard, Krabbenfresser, südlicher Seeelefant und Weddellrobbe. Ihr jeweiliges Beutespektrum variiert, aber im Wesentlichen ernähren sich von Krill, Fisch, Tintenfisch und Seevögeln. Lediglich der Seeleopard hat sich, neben dem normalen Beutespektrum, zu einem gewissen Anteil auch auf die Jagd seiner Verwandten spezialisiert. Die antarktischen Robben stehen zum Glück unter Schutz. Doch leider gibt es in der Arktis immer noch Robbenjäger, die Jungtiere wegen ihres Fells töten. 33.Krabbenfresser1
Der Südliche Seeelefant hat seinen Namen nicht grundlos bekommen. Das männliche Tier wird fast 5 Meter groß und bringt ein Gewicht von 4000 kg auf die Waage (das Weibchen ist 3 Meter groß und 700 kg schwer). Alle Robben, die ich bislang hier gesehen habe, waren Krabbenfresser (2, 35 Meter groß und 220 kg schwer). Häufig sieht man sie auf Eisschollen liegen, manchmal schlafen sie. Meistens machen sie einen recht gemütlichen und sogar eher trägen Eindruck. Sie heben den Kopf wenn das Schiff auftaucht und schauen kurz was vor sich geht, legen sich dann aber wieder ganz entspannt hin und dösen weiter. Erst wenn das Schiff zu nahe kommt, setzen sie sich in Bewegung und verschwinden im Wasser oder robben einfach auf dem Eis in sichere Entfernung, sind aber häufig trotzdem noch in unmittelbarer Nähe zum Schiff. Auch sie sind, wie die Pinguine, sehr fotogen und ein beliebtes Motiv. 33.Krabbenfresser2
Um ihre Wanderwege im Meer verfolgen zu können, können Wissenschaftler Sender an den Robben anbringen und somit Daten über ihre Aufenthaltsorte bekommen. Experimente dieser Art werden auf unserer Expedition nicht durchgeführt. Hier wird, genau wie bei den anderen Tieren, Anzahl und Art protokolliert, um einen Eindruck über Vorkommen und Verteilung im südlichen Ozean und im Weddellmeer zu bekommen.
Die Fotos zeigen alle Krabbenfresser. Auf einem der Bilder kann man die Bissspuren eines Seeleoparden oder Orkas sehen.