9. Dezember – Happy Birthday

Heute ist ein ganz besonderer Tag; die Polarstern wird 30 Jahre alt! Herzlichen Glückwunsch! Sie wurde auf der Howaldtswerke-Deutsche Werft in Kiel gebaut und auf der Werft Nobiskrug in Rendsburg ausgerüstet. Seitdem ist sie zur Erforschung der Polarmeere im Einsatz und hat ungefähr 1481000 Seemeilen zurückgelegt. Sie dient außerdem der Versorgung der permanent besetzten Forschungseinrichtungen in der Arktis (Koldewey-Station) und Antarktis (Neumayer-Station). Die Polarstern ist eines der leistungsfähigsten Polarschiffe der Welt. Dieses Jubiläum wird heute gebührend gefeiert. In der Küche laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Für die 3 Köche (Ralf, Micha und Frank) ist dies jedoch kein Problem, denn sie arbeiten schon seit vielen Jahren als Schiffsköche, sind ein eingespieltes Team und jeder kann jeden Aufgabenbereich, vom Bäcker bis zum Fleischer, übernehmen. Die Planung des Einkaufs und die Erstellung des Speiseplanes machen sie gemeinsam. Manche Gerichte sind Standard, andere überlegen sie sich spontan, je nachdem was bei den Leuten gut ankommt. Die meisten Lebensmittel gehen schon in Bremerhaven an Bord, in Kapstadt wird nochmal nachgerüstet und vor allem frisches Obst eingekauft. Grüner Salat hält etwa 10 Tage, Obst kann teilweise bis zu 6 Wochen gelagert werden. Alles wird natürlich in Unmengen eingekauft, da je nach Fahrtabschnitt bis zu 100 Leute an Bord sein können. Zu Beginn der Fahrt hatten wir 6800 Eier und 100 kg Butter an Bord! Die Vorräte werden in 5 verschiedenen Kühl- bzw. Gefrierräumen aufbewahrt. Das Foto zeigt nur einen kleinen Ausschnitt aus einem der Kühlräume. Unglaublich, wie sich die Köche dort zurechtfinden. Für Micha, den Bäcker, beginnt der Arbeitstag um halb 5, die anderen stoßen um 6 Uhr dazu. Gekocht und gebacken wird bis halb 1, dann ist Mittagspause. Zwischen 13 und 14 Uhr wird das Abendessen vorbereitet. Ab halb 7 haben sie Feierabend.
Hier ein kleiner Einblick in die Speisekarte. Zum Mittagessen gab es heute: Parmaschinken mit Papaya und Bruschetta, Indische Linsensuppe, Entenkeule, Rotkohl, Kartoffeln, Klöße und Eiscreme. Für die Vegetarier: Zucchini-Puffer. Zum Kaffee wurde eine leckere Schokoladentorte gereicht und heute Abend findet auf dem Arbeitsdeck ein Spanferkel-Barbecue statt! Kein Wunder, dass sich heute im „Wiegeclub“ mein Tipp, mindestens 500g zunehmen, von letzter Woche bestätigt hat. Mein Tipp für die nächste Woche: weitere 500g. Das Essen schmeckt einfach zu gut!
Über Lautsprecher wurde von der Brücke bekanntgegeben, dass über Nacht das Wetter sehr schlecht werden soll. Alle Gegenstände, besonders Computer, Fotokameras und Forschungsgeräte, sollen gesichert werden, damit nichts herunter- bzw. umfallen und beschädigt werden kann. Auch für die Betten gibt es ein spezielles Brett, welches verhindern soll, dass man bei starkem Wellengang im Schlaf aus dem Bett rollt. Da ich oben schlafe, werde ich es sicherheitshalber anbringen, denn 7 Meter hohe Wellen, bei Windgeschwindigkeiten bis zu 12 Beaufort, können das Schiff ganz schön ins Schwanken bringen. Solange wir in dieser Schlechtwetterfront hängen, wird das Schiff an Ort und Stelle bleiben. Wenn nötig bis zu 2 Tagen. Alle Arbeiten wurden bis auf weiteres verschoben. Ich war sicherheitshalber schon beim Arzt und habe mir Medikamente gegen Seekrankheit geben lassen.
In Anbetracht dieser Umstände kann es sein, dass morgen kein Blogeintrag erscheinen wird.

10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 09.12.12 17:31 UTC

  •      Lufttemperatur    1.5    °C
  •      Wassertemperatur    -0.9    °C
  •      Luftdruck    948.1    hPa
  •      Luftdruck, reduziert    950.4    hPa
  •      Wahre Windgeschwindigkeit    16.8    m/s
  •      Wahre Windrichtung    28.4    °
  •      Relative Windgeschwindigkeit    17.0    m/s
  •      Relative Windrichtung    2.6    °
  •      Relative Luftfeuchte    100    %
  •      Globalstrahlung    77    W/m²
  •      Höhe Wolkenuntergrenze    348    ft
  •      Sichtweite    6139    m
  •      Position/Länge    0.00500    °
  •      Position/Breite    -58.00453    °
  •      Schiffsgeschwindigkeit    1.1    kn
  •      Schiffskurs    93.1    °

 

8. Dezember – Tagesablauf auf der Polarstern

„Was macht Ihr eigentlich den ganzen Tag auf dem Schiff?“ Eine häufig gestellte Frage.
Jeder Tag ist ein Arbeitstag. Wochenende oder Feiertage gibt es hier nicht, denn die Zeit an Bord ist viel zu kostbar. Weihnachten fällt selbstverständlich nicht aus, aber gearbeitet wird trotzdem. Einige Abläufe sind jeden Tag gleich. Frühstück gibt es um 7.30 Uhr, Mittagessen um 11.30 Uhr, Kaffee und Kuchen um 15.30 Uhr, Abendessen um 18.30. Wenn jemand zu diesen Zeiten Wache halten muss oder schläft, weil die Nacht über gearbeitet wurde, besteht die Möglichkeit sich selber etwas zuzubereiten. Der Kühlschrank ist rund um die Uhr gefüllt. Verhungert ist hier noch keiner. Nach dem Abendessen treffen sich alle Wissenschaftler im Konferenzraum. Harald vom Deutschen Wetterdienst informiert über das Wetter der kommenden Tage, denn nicht alle Experimente können bei allen Bedingungen durchgeführt werden. Mich persönlich interessieren Windstärke und Seegang am meisten. Anschließend informiert Olaf, der Fahrtleiter, was die nächsten Tage ansteht. Mittwochs und sonntags folgen den täglichen Meetings wissenschaftliche Vortrage, welche die laufenden Arbeiten an Bord oder andere interessante Forschungsarbeiten vorstellen.
Meine Arbeitszeit ist von 08-12 und von 20-24 Uhr. Zusammen mit Raul kümmere ich mich um das Ausbringen und Einholen der CTD-Rosette und um die Datenerfassung am Computer. Da auf jedem Breitengrad eine CTD gefahren wird, lässt es sich nicht vermeiden, dass auch mitten in der Nacht Messungen gemacht werden müssen. Die anderen beiden CTD-Teams decken somit die Zeit von 12-16 Uhr bzw. 24-04 Uhr sowie 04-08 Uhr bzw. 16-20 Uhr ab. Somit ist rund um die Uhr eine Wache vor Ort. Alle anderen Arbeitsgruppen verfahren nach dem gleichen oder einem ähnlichen Prinzip. Freizeit hat jeder Einzelne natürlich trotzdem, aber je nach Schichtdienst eben zu ganz unterschiedlichen Uhrzeiten.
Was macht man auf einem Forschungsschiff, wenn man nicht arbeitet? Wer sich sportlich betätigen möchte kann Tischtennis spielen oder im Fitnessraum trainieren. Dort gibt es ein Laufband, 2 Fahrräder, ein Ruderergometer, eine Beinpresse, Hanteln, Sprossenwände u.v.m. Sobald das Meer von einer Eisschicht bedeckt ist und somit kein Seegang mehr vorherrscht, wird der Swimmingpool gefüllt; die Traditionsdisziplin ist Wasserball. Wer es lieber warm hat, kann in die Sauna gehen. Bücher gibt es in der Bibliothek. Dominique, von den Vogelbeobachtern, hat ein Quiz entworfen, das jede Woche stattfindet. Am Ende wird ein Gewinnerteam ermittelt. In regelmäßigen Abständen hat auch das „Zillertal“, die Bar, geöffnet. Zwei Wissenschaftler übernehmen den Thekendienst, die anderen können sich dort bei einem Feierabendbier entspannen. Zu bestimmten Terminen bestehen sogar Einkaufsmöglichkeiten für Getränke, Schokolade, Shampoo oder ein Souvenir. Langeweile kommt bei diesem vielfältigen Angebot sicherlich nicht auf!

10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 08.12.12 12:21 UTC

  •      Lufttemperatur    0.8    °C
  •      Wassertemperatur    -0.7    °C
  •      Luftdruck    988.4    hPa
  •      Luftdruck, reduziert    990.7    hPa
  •      Wahre Windgeschwindigkeit    14.1    m/s
  •      Wahre Windrichtung    303.4    °
  •      Relative Windgeschwindigkeit    14.0    m/s
  •      Relative Windrichtung    5.2    °
  •      Relative Luftfeuchte    100    %
  •      Globalstrahlung    653    W/m²
  •      Höhe Wolkenuntergrenze    856    ft
  •      Sichtweite    13136    m
  •      Position/Länge    0.00155    °
  •      Position/Breite    -55.50019    °
  •      Schiffsgeschwindigkeit    0.2    kn
  •      Schiffskurs    0.0    °

 

7. Dezember – Land in Sicht!

Heute ist was los! Wir haben schönstes Wetter und ein Highlight jagt das andere! Beim Frühstück habe ich erfahren, dass in den frühen Morgenstunden schon einige Wale gesichtet wurden. Also schnell auf die Kammer, Fernglas holen und hinauf auf die Brücke. Dort standen die Wal- und Vogelbeobachter mit riesen Kameras, Zählgeräten, Ferngläsern und Computern. Die erste Information, die ich bekam war: „Look, there’s an iceberg over there!“ Und tatsächlich, am Horizont konnte man durchs Fernglas einen weißen, schmalen, länglichen Streifen erkennen. Wir kamen ziemlich schnell näher und bemerkten, dass es 2 Eisberge waren, riesen groß! Olaf, der Fahrtleiter und Chef der Wissenschaftler, scherzte: „Das ist das Eintrittstor in die Antarktis, wir fahren mitten durch!“ Inzwischen wird der Heli startklar gemacht, denn die Bedingungen sind perfekt und Folke und Lars möchten diese Gelegenheit nutzen, um Luftaufnahmen von der Polarstern bei Wellen, mit Eisbergen im Hintergrund zu machen. Sie waren 40 Minuten unterwegs und haben Schiff und Eisberge mehrfach umkreist. Spektakuläre Szenen! Die Eisberge türmen sich nun immer mächtiger vor uns auf.

Carola, sie ist 2. Nautischer Offizier, navigiert das Schiff in sicherer Entfernung an dem kleineren Eisberg vorbei. Dabei wird mir klar, wie groß so ein Eisblock ist. Ca. 22 Meter ragt er über das Wasser hinaus bei einer Länge von fast einen Kilometer! Kaum vorstellbar, dass der Hauptanteil des Eisbergs, der sich unter Wasser befindet, sieben Mal größer ist!  Als die Eisberge hinter uns liegen, suchen wir wieder die Wasseroberfläche nach Walen ab. Man kann sie an ihrem Blas sehr gut auch aus großer Entfernung sichten. Nach nur wenigen Minute ruft Alejandro: „Blow! At one o’clock!“ Diese Wasserfontäne, der Blas, ist die Ausatemluft der Wale, die an der kalten Luft kondensiert. Zahnwale haben ein Blasloch, Bartenwale zwei. Als wir näher kommen sind sich die Walbeobachter ziemlich sicher, dass es sich um Finnwale handelt. Sie gehören zu den Bartenwalen.
Die letzten sechs Tage hatten wir nichts als Wasser um uns herum. Mal mit Schaumkronen, mal ohne. Doch heute ist Land in Sicht: die Insel Bouvet ist einer der isoliertesteten Plätze der Welt und auch nicht gerade der ideale Ort um Urlaub zu machen. Denn außer Felsen und Gletscher gibt es nicht viel. Einige Biologen wurden hier jedoch schon mal für ein paar Monate ausgesetzt, zusammen mit einem Astronauten der NASA. Die Biologen untersuchten Pinguine und Robben, der Astronaut, ein Arzt und Psychologe, arbeitete an einer Studie, die untersuchte wie Leute auf engem Raum in extremen Situationen miteinander umgehen. Die Ergebnisse waren für die NASA für lange, bemannte Raummissionen interessant. Unsere Vogel- und Walbeobachter wurden nicht auf der Insel ausgesetzt, sondern sind mit dem Heli um sie herumgeflogen, um Anzahl und Größe von Robbenkolonien zu bestimmen Sie kamen überaus begeistert zurück, denn es waren wohl neben Robben auch ziemlich viele Wale und Vögel unterwegs. Ein gelungener und abwechslungsreicher Tag für alle!

10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 07.12.12 13:11 UTC

  •      Lufttemperatur    -0.2    °C
  •      Wassertemperatur    -0.2    °C
  •      Luftdruck    996.5    hPa
  •      Luftdruck, reduziert    998.8    hPa
  •      Wahre Windgeschwindigkeit    10.9    m/s
  •      Wahre Windrichtung    304.1    °
  •      Relative Windgeschwindigkeit    15.8    m/s
  •      Relative Windrichtung    24.7    °
  •      Relative Luftfeuchte    89    %
  •      Globalstrahlung    944    W/m²
  •      Höhe Wolkenuntergrenze    0    ft
  •      Sichtweite    17467    m
  •      Position/Länge    3.98362    °
  •      Position/Breite    -54.35649    °
  •      Schiffsgeschwindigkeit    11.1    kn
  •      Schiffskurs    283.6    °

6. Dezember – Geoscience Teil 2

Der Südwestindische Rücken ist ein 2700 Meter hohes Gebirge unter Wasser. Es erstreckt sich von 4400 Meter bis zu 1700 Meter Wassertiefe. In der Mitte der Gebirgskette verläuft ein Graben, in dem sich vereinzelt Vulkane befinden, die (wenn überhaupt) eine geringe Menge an Magma spucken. Dieses Gebirge befindet sich direkt über zweier aneinandergrenzenden tektonischen Platten, die sich extrem langsam voneinander entfernen. Da diese Bewegung weniger als 20 Millimeter pro Jahr beträgt, spricht man von einer „ultralangsamen Spreizungszone“. Die Seismometer, die inzwischen alle über Bord gegangen sind, befinden sich nun an verschiedenen Stellen in diesem Gebirge und durchleuchten das gesamte Gebiet. Gemessen wird die Anzahl, Stärke und Tiefe der Erdbeben. Vera erwartet im kommenden Jahr 8000-10000 Mikrobeben der Stärke 1-1,5. Bisher wurden in diesem Gebiet noch keine Messungen dieser Art vorgenommen. Es liegen somit lediglich verschiedene Hypothesen und Theorien über die Struktur der Erdkruste (z.B. ob Magmakammern vorhanden sind) vor. Die Modellvorstellungen sollen anhand dieses Langzeitexperiments bewiesen und anschließend mit den Daten von anderen Speizungszonen, deren Vulkane mehr Magma spucken, verglichen werden.

Die Abbildung 1 erklärt, wie ein OBS erst nach unten und anschließend wieder nach oben kommt: die Auftriebkörper (floats) und alle anderen Geräte werden über den Releaser (Auslösehaken) am Ankergewicht befestigt. Der Auslösehaken kann über einen speziellen Sendecode von Bord betätigt werden. Auf dem Weg nach unten richtet sich das OBS aufgrund des Ankers parallel zum Boden aus. Auf dem Weg nach oben befindet es sich in einer senkrechten Position, da das Gewicht am Meeresboden bleibt.

Die Abbildung 2 zeigt, wie das Gerät nachdem es an der Wasseroberfläche angekommen ist, wiedergefunden werden kann. Über kurze Distanzen sieht man tagsüber (bei wenig Welle) die Fahne, nachts das Blinklicht. Über weite Entfernungen (oder hohem Wellengang) helfen Funksignale bei der Ortung.

In Abbildung 3 sind alle Geräte dargestellt, die für die Messungen benötigt werden: Seismometer für Erdbeben, Hydrometer für Druckänderungen im Wasser, Batterien für 1 Jahr Betriebsdauer, ein großer Datenspeicher sowie eine Uhr.

Abbildung 4 skizziert das Experiment: Zunächst müssen alle Auslösehaken auf ihre Funktionalität überprüft werden, damit die Geräte zuverlässig wieder eingeholt werden können. Bei wenig Seegang wird das OBS über eine Seilwinde bis auf den Grund abgelassen. Bei hohem Seegang ist dies zu gefährlich und die OBS sinken selbständig zu Boden, können dabei jedoch je nach Strömung etwas verdriften. Eingeholt werden sie wie gesagt über den Fernauslöser und mittels einer angebrachten Leine an Bord gehievt. Nun können die Daten gesichert und ausgewertet werden.

 

 

10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 06.12.12 10:31 UTC

  •      Lufttemperatur    2.8    °C
  •      Wassertemperatur    -0.3    °C
  •      Luftdruck    975.3    hPa
  •      Luftdruck, reduziert    977.6    hPa
  •      Wahre Windgeschwindigkeit    16.2    m/s
  •      Wahre Windrichtung    326.7    °
  •      Relative Windgeschwindigkeit    17.7    m/s
  •      Relative Windrichtung    59.6    °
  •      Relative Luftfeuchte    100    %
  •      Globalstrahlung    273    W/m²
  •      Höhe Wolkenuntergrenze    0    ft
  •      Sichtweite    630    m
  •      Position/Länge    11.08283    °
  •      Position/Breite    -52.85968    °
  •      Schiffsgeschwindigkeit    9.5    kn
  •      Schiffskurs    249.1    °

5. Dezember – Geowissenschaften. Ocean Bottom Seismometer (OBS)

Heute ist das Meer bei Windstärke 8/9 wieder richtig unruhig. Das Arbeitsdeck wird in regelmäßigen Abständen geflutet. Es wurden schon mehrere Leute bei der Arbeit von einer Welle überrascht und völlig durchnässt. Ein paar Schaulustige haben sich im Windenleitstand versammelt, um die spektakulären Wellen, die über das Schiff hereinbrechen, zu fotografieren bzw. zu filmen. In wenigen Minuten erreichen wir die erste Station am Südwestindischen Rücken (13°Ost, 52°Süd), an welcher die Seismologen heute eines ihrer insgesamt 10 Seismometer auf dem Meeresgrund in etwa 4,5 km Tiefe aussetzen wollen. Die Kamerateams stehen schon bereit und ich bin sehr gespannt, wie die Crew unter diesen Bedingungen die Geräte über Bord bringen wird. Hierfür wird das Schiff kurzzeitig angehalten. Uwe, der 1. Nautische Offizier gibt die Befehle, vier Besatzungsmitglieder hieven das Seismometer mithilfe eines Krans über die Reling und lassen es dann vorsichtig ins Wasser. Dort wird es sofort ausgehakt und sinkt eigenständig auf den Meeresgrund. Normalerweise, wenn das Wetter besser ist, ist es möglich die Seismometer direkt zu positionieren, indem sie vom Kran bis auf den Meeresboden gefiert werden. Aufgrund der großen Wellen ist dies jedoch nicht möglich. Edith und Vera, die Wissenschaftlerinnen, helfen mit und überprüfen ob alles wie geplant abläuft. Die restlichen OBSs werden etwa im zwei bis drei Stunden Takt an verschiedenen Orten versenkt. Eine Nachtschicht ist somit unvermeidbar.
Solange die OBSs im Meer sind, besteht kein Kontakt zur Außenwelt. Die aufgezeichneten Daten müssen deshalb langfristig gespeichert werden. Außerdem ist eine hochgenaue Uhr sowie eine Batterie ins Gerät integriert. Für den Abtrieb ist ein Ankergewicht vorhanden. Nun stellt sich die Frage, wie man nach einem Jahr an die Daten kommt? Mit Hilfe eines akustischen Auslösers kann das OBS von Bord aus veranlasst werden sein Ankergewicht abzuwerfen. Radiosender und Blitzlicht gewährleisten, dass das Seismometer geortet und geborgen werden kann, sobald es zur Oberfläche aufgetrieben ist. Dies wurde im Vorfeld natürlich alles getestet. Am Ende ist es aber sicherlich doch ein Nervenkitzel, wenn man den Auslöser drückt, wartet und die Meeresoberfläche absucht. Falls etwas schief geht sind die Daten leider verloren. Ich wünsche Vera und Edith viel Glück und drücke die Daumen, dass sie nächstes Jahr möglichst alle 10 OBSs wiederfinden!
Warum diese aufwändigen Messungen gemacht werden erfahrt Ihr morgen, wenn alle OBSs im Wasser sind und die Wissenschaftlerinnen Zeit für Fragen haben.

10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 05.12.12 10:31 UTC
  Lufttemperatur 3.1 °C
  Wassertemperatur 0.9 °C
  Luftdruck 996.8 hPa
  Luftdruck, reduziert 999.1 hPa
  Wahre Windgeschwindigkeit 12.9 m/s
  Wahre Windrichtung 319.4 °
  Relative Windgeschwindigkeit 10.3 m/s
  Relative Windrichtung 98.7 °
  Relative Luftfeuchte 100 %
  Globalstrahlung 190 W/m²
  Höhe Wolkenuntergrenze 305 ft
  Sichtweite 5413 m
  Position/Länge 13.65150 °
  Position/Breite -52.00354 °
  Schiffsgeschwindigkeit 11.2 kn
  Schiffskurs 191.8 °

4. Dezember – der Wetterballon

Jeden Tag um 11 Uhr (UTC-Zeit), wird vom Deutschen Wetterdienst ein Wetterballon gestartet. Am Ballon wird ein kleines Kästchen ( Sonde) befestig, in das eine Batterie und verschiedene Sensoren eingebaut sind, um Temperatur, Druck und Feuchtigkeit zu messen. Außerdem gibt es eine Antenne, die ein GPS-Signal empfängt und eine Antenne, welche alle Daten zum Schiff übermittelt.

Wetterballon-Sonde

Damit die Messungen auch wirklich stimmen, werden die Sensoren zu Beginn kalibriert. Anschließend wird der Ballon auf dem Heli-Deck in einer kleinen Garage mit Helium gefüllt und die Sonde mit Kabelbinder befestigt. Je nach Windrichtung sucht man sich einen geeigneten Platz auf dem Heli-Deck und lässt den Ballon steigen.  Das macht Spaß! Am Computer können nun die übermittelten Daten abgelesen werden. Der Luftdruck wird mit zunehmender Höhe kleiner, die Temperatur nimmt stetig ab, kann jedoch aufgrund von wärmeren Luftschichten kurzfristig auch wieder etwas steigen. In den Wolken zeigt die Feuchtigkeitssonde einen großen Ausschlag, da Wolken aus Wasserdampf bestehen. Je höher der Ballon steigt, umso größer wird er, da sich das Gas im Ballon aufgrund des abnehmenden Umgebungsdrucks immer weiter ausdehnt. In Höhen von ca. 35 Kilometern ist der Ballon so groß, dass er platzt. Die Sonde fällt ins Meer. Nachdem die Daten ausgewertet sind, werden sie den Heli-Piloten zur Verfügung gestellt und an Meteorologen weltweit übermittelt.

Wetterballon

In Deutschland gibt es 4 Orte, an denen 4 Mal täglich je ein Wetterballon gestartet wird. Damit, die Sonden am Ende nicht mit hoher Geschwindigkeit aufs Land fallen, ist ein kleiner Fallschirm eingebaut. Für den Fall, dass jemand die Sonde findet, ist ein Hinweis angebracht, wie diese zu entsorgen ist. Als kleinen Dank gibt es einen Finderlohn von 5 Euro.
Unter folgendem Link ist ein kurzer Film hinterlegt, in dem ganz genau erklärt wird, wie die Ballons auf der Neumayer-Station gestartet werden.

10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 04.12.12 12:41 UTC
Lufttemperatur    2.8    °C
Wassertemperatur    4.6    °C
Luftdruck    1010.6    hPa
Luftdruck, reduziert    1012.9    hPa
Wahre Windgeschwindigkeit    13.7    m/s
Wahre Windrichtung    250.1    °
Relative Windgeschwindigkeit    16.9    m/s
Relative Windrichtung    44.0    °
Relative Luftfeuchte    79    %
Globalstrahlung    438    W/m²
Höhe Wolkenuntergrenze    4350    ft
Sichtweite    26091    m
Position/Länge    14.47914    °
Position/Breite    -48.10183    °
Schiffsgeschwindigkeit    10.5    kn
Schiffskurs    187.2    °

3. Dezember – Warum machen wir die CTDs?

Ca. 71% der Erdoberfläche ist von Meerwasser bedeckt. Die verschiedenen Ozeane stehen alle untereinander in Verbindung. Meeresströmungen, die sie durchziehen, bilden somit einen globalen Kreislauf. Dieser ist in folgender Grafik dargestellt:
http://www2.klett.de/sixcms/media.php/76/meeresstroemungen.639801.jpg

Die einzelnen Strömungen entstehen aufgrund von drei Faktoren: dem Windschub an der Meeresoberfläche, den Gezeitenkräften von Mond und Sonne, sowie durch Dichteunterschiede des Wassers, die durch Eintrag oder Entzug von Süßwasser an der Meeresoberfläche entstehen. Dabei werden Temperatur sowie Salzgehalt verändert. Um dies zu messen, benutzt die Ozeanographie die CTD. Anhand aufwändiger und wiederholter Messungen werden viele Daten erhoben und ausgewertet. Daraus können zum Einen Rückschlüsse über Veränderungen und langfristige Aussagen über klimatische Einflüsse gezogen werden. Zum Anderen werden die Daten der CTD auch für parallel laufende Messungen benötigt.

Wenn man die Wetterdaten von heute mit denen von gestern vergleicht, fällt auf, dass Luft- und Wassertemperatur sprunghaft gesunken sind. Dies liegt daran, dass wir eine ozeanische Front überquert haben. Hier treffen Wassermassen aufeinander und die Temperatur ändert sich innerhalb weniger Kilometer. Da Luft und Wasser unmittelbar in Kontakt stehen, hat das kühle Wasser Auswirkungen auf die Lufttemperatur. Auf dem Weg in die Antarktis werden wir noch drei solcher Fronten durchfahren.
Wow! Gerade ist eine Riesenwelle über das Arbeitsdeck hereingebrochen. Sogar die Fenster im Windenleitstand im 1. Stock sind nass geworden. Jetzt steht alles unter Wasser! Abflussmöglichkeiten gibt es aber zum Glück genügend. Mit den hohen Wellen ist die Seekrankheit auch wieder zurückgekommen. Jetzt habe ich ein kleines Pflaster hinter dem Ohr – das sollte für die nächsten drei Tage helfen. Leider stehe ich aufgrund der Medikamente etwas neben mir und bin sehr müde.

Welle am Arbeitsdeck

10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 03.12.12 11:51 UTC
Lufttemperatur    10.9    °C
Wassertemperatur    11.2    °C
Luftdruck    1006.7    hPa
Luftdruck, reduziert    1009.0    hPa
Wahre Windgeschwindigkeit    15.2    m/s
Wahre Windrichtung    293.1    °
Relative Windgeschwindigkeit    16.0    m/s
Relative Windrichtung    70.4    °
Relative Luftfeuchte    88    %
Globalstrahlung    270    W/m²
Höhe Wolkenuntergrenze    4178    ft
Sichtweite    12033    m
Position/Länge    15.02484    °
Position/Breite    -43.98025    °
Schiffsgeschwindigkeit    9.2    kn
Schiffskurs    204.6    °

2. Dezember – The “weighting Club“ und die CTD

Eine Tradition an Bord und allgemein beliebt ist der „Wiegeklub“. In der Maschinenwerkstatt gibt es eine Balkenwaage, an der eine kleine Schaukel befestigt ist. Jeder, der im Helikopter mitfliegen wird, muss auf dieser Schaukel gewogen werden, alle anderen können sich freiwillig wiegen lassen. Nachdem das Gewicht festgestellt wurde, gibt man eine Prognose ab, ob man bis zum nächsten Sonntag  500g (oder mehr) abnehmen, das Gewicht halten oder 500g (oder mehr) zunehmen wird. Wer falsch getippt hat muss 50 Cent bezahlen. Das Geld wird an die Kinderkrebsstation der Uniklinik Rostock gespendet. Wenn wirklich alle mitmachen und sich der Klub jeden Sonntag trifft, kommt sicherlich eine ganz ordentliche Summe zusammen. Mein Tipp: mindestens 500g zunehmen, womit ich hoffentlich richtig liege, da ich nicht mehr seekrank bin und mir das Essen inzwischen richtig gut schmeckt.

the weighting club

Inzwischen hat auch jeder seinen Seesack mit der Arbeits- und Polarausrüstung bekommen. Somit bin ich nun stolze Besitzerin von mehreren Overalls , darunter auch der rote Polaranzug, sowie alles was dazu gehört von Schuhen über Mützen bis hin zur Sonnencreme. Nach und nach werden diese ganzen Kleidungsstücke sicherlich auf den Fotos hier im Blog auftauchen.
Heute hat sich die CTD-Gruppe, der ich angehöre, zum ersten Mal getroffen. Wir  sind eine internationale Gruppe:  Raul kommt aus Argentinien, Wei aus China, Nina, Wolfgang, Eva, Gerd und ich aus Deutschland. Arbeitssprache ist somit Englisch, damit alle verstehen worum es geht. CTD steht für Conductivity (Leitfähigkeit), Temperatur und Depth (Tiefe). Aus diesen drei Werten kann man den Salzgehalt und die Dichte berechnen. Das Foto zeigt, wie groß das ganze Gerät ist, an dem unter anderem die CTD angebracht sind.

Die CTD-Rosette

Über eine Seilwinde wird die CTD-Rosette in Meerestiefen von bis zu 6000 Metern abgelassen, was einem enormen Druck von 600 bar entspricht. Als Vergleich: ein Autoreifen wird bis zu 2,3 bar aufgepumpt. Während den Messungen ist es sehr wichtig den Weg nach unten die ganze Zeit auf dem Monitor zu verfolgen, damit das Gerät rechtzeitig vor Bodenkontakt gestoppt wird. Zusätzlich befinden sich noch ein Sauerstoffsensor, Flurometer (zur Messung des Chlorophyllgehalts), Trübheitsmesser und mehrere Wasserschöpfer, sowie ein ACDP(Acoustic Doppler Current Profiler) am Gerät, welches akustische Signale aussendet. Diese akustischen Signale, werden im Wasser von Kleinstlebewesen und Partikeln reflektiert. So kann die Strömungsgeschwindigkeit des Wassers berechnet werden.  Einen ersten Probedurchlauf bis auf 300 Meter hat die ganze Gruppe unter Anleitung von Gerd, dem Leiter des CTD-Teams, durchgeführt. Später werden wir in 2er Gruppen im Schichtdienst arbeiten, da alle 60 Seemeilen (1 Seemeile = 1,852 km) Messungen durchgeführt werden sollen und somit rund um die Uhr eine Aufsicht an Ort und Stelle sein muss.

10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 02.12.12 10:01 UTC

  •      Lufttemperatur    18.2    °C
  •      Wassertemperatur    21.3    °C
  •      Luftdruck    1012.2    hPa
  •      Luftdruck, reduziert    1014.5    hPa
  •      Wahre Windgeschwindigkeit    3.1    m/s
  •      Wahre Windrichtung    240.2    °
  •      Relative Windgeschwindigkeit    8.5    m/s
  •      Relative Windrichtung    21.5    °
  •      Relative Luftfeuchte    64    %
  •      Globalstrahlung    1039    W/m²
  •      Höhe Wolkenuntergrenze    0    ft
  •      Sichtweite    48955    m
  •      Position/Länge    17.03976    °
  •      Position/Breite    -40.93534    °
  •      Schiffsgeschwindigkeit    11.3    kn
  •      Schiffskurs    206.9    °

1. Dezember – Mir ist schlecht!

Die erste Nacht an Bord war etwas unruhig. Bei Windstärken bis zu 11 Beaufort betrug die Wellenhöhe 6 Meter, deutlich mehr als angesagt war. Kein Wunder, dass weniger Seeerfahrene Einschlafschwierigkeiten hatten und dementsprechend verknautscht beim Frühstück erschienen. Zur Prophylaxe habe ich direkt nach dem Aufstehen nochmals eine Tablette gegen Seekrankheit eingenommen, doch obwohl das Frühstück mit frischen Pfannenkuchen, Eiern und Brötchen sehr lecker aussah, wollte es mir nicht so recht schmecken. Der Speisesaal für Wissenschaftler, die Messe II, liegt im Inneren des Schiffs, deshalb gibt es keine Fenster. Dementsprechend komisch fühlt es sich an, wenn sich der Boden unter den Füßen bewegt.
Als erster Programmpunkt stand für heute die Begrüßung durch den Kapitän Herrn Pahl an, sowie die Sicherheitseinweisung. Diese läuft ähnlich ab wie bei uns an der Schule. Es gibt einen Probealarm und alle versammeln sich warm gekleidet und mit Schwimmweste auf dem Heli-Deck. Jeder wird namentlich genannt und bekommt einen Platz in einem der Rettungsboote zugewiesen. Den restlichen Vormittag habe ich im Bett verbracht, denn inzwischen ging es mir gar nicht mehr gut, trotz etwas kleineren Wellen. Herr Pohl, der Schiffsarzt, hat mich netterweise mit stärkeren Medikamenten versorgt und am Nachmittag hat sich dann auch die lang ersehnte Wirkung eingestellt und ich konnte die Kammer verlassen.
Diese Gelegenheit habe ich genutzt, um mich mit Folke und Lars zu unterhalten. Sie sind das Videoproduktionsteam vom AWI und drehen Material, das später unter anderem in einem Informationsfilm über das Alfred-Wegener-Institut erscheint. Damit sie auch spektakuläre Aufnahmen aus der Luft machen können, stehen ihnen 20 Flugstunden mit dem Helikopter zur Verfügung. Hier ein kleiner Vorgeschmack, allerdings über die Arktis.

Aus den USA ist auch ein Kamerateam an Bord: Brian und Marcus. Sie werden eine 6teilige Dokumentationsreihe  über Eisbrecher in der Arktis und Antarktis für den „Weather Channel“ drehen. Hierfür haben wir heute ein Interview aufgezeichnet. Katherina und Loretta (zwei Studentinnen) und ich saßen in unserer Kammer, mit Mikrophonen versehen, und wurden zu unserem Wohlbefinden und generell über die Reise befragt. Natürlich alles auf Englisch.
Jetzt sitze ich im Windenleitstand, da das Schiff hier am wenigsten schwankt und man freie Sicht aufs Meer hat. Von hier werden verschiedene Geräte gesteuert. Immer im Wechsel schreibe ich einen Satz und schaue dann für eine Minute den Horizont an,  denn das soll gegen Seekrankheit helfen. Inzwischen haben sich die Wellen etwas gelegt und das soll aller Voraussicht nach die nächsten Tage auch so bleiben!

10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 01.12.12 11:31 UTC

  •      Lufttemperatur    18.6    °C
  •      Wassertemperatur    18.1    °C
  •      Luftdruck    1015.6    hPa
  •      Luftdruck, reduziert    1017.9    hPa
  •      Wahre Windgeschwindigkeit    12.9    m/s
  •      Wahre Windrichtung    88.4    °
  •      Relative Windgeschwindigkeit    13.9    m/s
  •      Relative Windrichtung    290.4    °
  •      Relative Luftfeuchte    74    %
  •      Globalstrahlung    1065    W/m²
  •      Höhe Wolkenuntergrenze    0    ft
  •      Sichtweite    19051    m
  •      Position/Länge    18.20460    °
  •      Position/Breite    -37.06796    °
  •      Schiffsgeschwindigkeit    9.9    kn
  •      Schiffskurs    178.5    °

30. November – Windstärke 8, das Schiff schwankt


Schon die Nacht in Kapstadt im Hotel war stürmisch, der Wind hat die ganze Zeit geheult, zeitweise dachte man, die Fenster fallen raus. Als wir uns dem Hafen näherten waren die Schaumkronen auf dem Meer von weitem zu sehen. „Na das kann ja heiter werden“ dachte ich mir. Mit Herzklopfen ging ich die Gangway zur Polarstern hinauf zum Check in. Nach der Abgabe des Reisepasses konnte man auf aushängenden Listen entnehmen, wer mit wem welche Kammer in den nächsten Wochen teilen wird. Dann ging die Suche los. Es war gar nicht so einfach den Weg zu finden, da das Schiff unendlich viele verschlossene Türen hat, was die Orientierung erst mal schwierig gestaltete. Es hängen jedoch in allen Treppenhäusern Pläne, die den Standort anzeigen. So findet man sich schnell zurecht. Außerdem kommt ständig jemand vorbei gelaufen, der sich auskennt und bereitwillig weiterhilft. Nach ein paar Tagen hat man sicherlich alle Winkel und Ecken auf dem 118 Meter langen, 25 Meter breitem und 7 Stockwerke hohem Schiff kennengelernt. Damit man sich diese Größe besser vorstellen kann, ein Vergleich mit unserem Schulgebäude: Vom Haupteingang bis zum Ende des Neubaus (Kunstraum) sind es ziemlich genau 118 Meter. Wenn man die doppelte Breite der Pausenhalle nimmt, kommt man auf ca. 24 Meter. Ganz schön groß!

03 Kapstadt Polarstern vor Tafelberg

Als ich meine Kammer endlich gefunden hatte, bin ich auf Katherina getroffen, eine Studentin der maritimen Technologie, meine Mitbewohnerin. Unser neues „zu Hause“ mit Meerblick, ist zwar recht klein aber mit Stockbett, Schreibtisch, ein paar Sitzgelegenheiten, Kühlschrank, Telefon, ein paar kleineren und größeren Schränken und einer Nasszelle hat man alles was man braucht. Ich denke hier lässt es sich die nächsten Wochen gut aushalten.

Den Tag im Hafen, ohne Seegang, nutzten alle Wissenschaftler, um ihre Geräte aufzubauen und die Labors einzurichten, Computer auf Viren zu überprüfen und ans Intranet anzuschließen. Das war sicherlich eine gute Idee, denn außerhalb des Hafens ist aufgrund des starken Windes ein Wellengang von 4 Metern Höhe vorhergesagt. Beim Bord-Arzt hat sich, als diese Information publik wurde, eine Schlange gebildet, weil viele noch rechtzeitig vor Auslaufen aus den geschützten Gewässern, eine Tablette gegen Seekrankheit haben wollte. Auch ich stand in dieser Schlange – ganz vorne. Inzwischen haben wir den Hafen verlassen, die Vorhänge bewegen sich leicht hin und her, das Schiff schwankt langsam auf und ab und ich torkel noch etwas unkoordiniert durch die Gänge. Noch fühlt es sich angenehm an, aber wir sind ja erst seit ein paar Minuten unterwegs…

Jetzt noch schnell eine Tablette nehmen und hoffen, dass sich der Wellengang bis morgen etwas beruhigt hat.

Für diejenigen, die lieber einen Film schauen, als Text zu lesen, gibt es unter folgendem Link einen Kurzfilm zur Beladung der Polarstern in Bremerhaven. Eine große logistische Herausforderung. Vom Weihnachtsbaum bis zum Hubschrauber muss alles an Bord.

Die Bordwetterwarte informiert alle 10 Minuten über aktuelle Wetterdaten. Die Werte können via Intranet abgerufen werden. (UTC ist die aktuelle Weltzeit). Ich werde diese Daten jeden Tag am Ende des Artikels einfügen.

10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 30.11.12 12:21 UTC

  • Lufttemperatur: 22.1°C
  • Wassertemperatur: 12.0°C
  • Luftdruck: 1012.5 hPa
  • Luftdruck, reduziert: 1014.8 hPa
  • Relative Windgeschwindigkeit: 18.0 m/s
  • Relative Windrichtung: 188.9°
  • Relative Luftfeuchte: 48 %
  • Globalstrahlung: 989 W/m²
  • Sichtweite: 27996 m