„Mut auf was Neues“ bei der Berliner Akademie der Künste

„Ihr Kinder habt unsere Herzen im Sturm erobert!“- unser nominiertes Klangspiel „Mut auf was Neues“ reiste zum Berliner Hörspiel Festival in die Akademie der Künste.

Als ich letztes Jahr mit meinem Mikrofon eure Stimmen und Klänge aufgenommen habe, ahnte ich noch nicht, dass wir dieses Jahr, vom 18.-21.9., beim Berliner Hörspiel Festival nominiert sein würden.
Was für eine großartige Auszeichnung! Die Nominierung wird dort schon als Preis gefeiert und alle Stücke wurden und werden noch in verschiedenen Radiosendern gespielt. 2021 war ich bereits dort und hatte einen Preis gewonnen. Da musste ich natürlich unbedingt wieder hinreisen, gemeinsam mit einem Mitspieler und zwei Mitspielerinnen aus unserem Klangspiel, die zur Entstehung befragt wurden.

Aus vielen Einsendungen werden jedes Jahr nur 10 Werke von einer Vorjury ausgesucht, aus denen dann eine Hauptjury aussucht. Vor Ort gibt es alle Werke zu hören, u.a. in einem Lauschzelt, und man spricht einen ganzen Tag lang mit den Mitnominierten, Redakteur*innen von Sendeanstalten und einem Teil der Jury auch über sein eigenes Werk und bekommt Feedback.

Auch die mitgereisten Kinder durften daran teilnehmen und wurden befragt.

Damit auch ihr wisst, was da so alles zu unserem gemeinsamen Werk gesagt wurde, habe ich das Gespräch aufgenommen und drucke euch hier ein paar Ausschnitte ab:

Redakteurin: „Also das hat mich sehr beeindruckt, denn das ist Demokratie, was ihr zusammen gemacht habt – spielerisch und auch gemeinsam erarbeitet. Es ist so toll, denn genau das ist Demokratie und die zeichnet sich ja erstmal dadurch aus, einander zuzuhören.  Das zieht sich durch dieses ganze Stück…sehr, sehr schön! Es zeigt einfach auch eine schöne Vielfalt unserer Gesellschaft, und den Umgang damit. Wie ihr das gemacht habt, wie ihr euch eure Geschichten erzählt habt und ergänzt habt, das ist einfach sehr toll! Dieses Stück könnte uns allen wirklich ein Vorbild sein für einen zivilen, respektvollen, demokratischen Umgang! Die Schülerinnen und Schüler kommen aus ganz unterschiedlichen Herkünften, es werden verschiedene Sprachen eingebaut….“

Jurorin: „Genau, es geht auch viel ums Herkommen und Ankommen. Und was ich in dem Zusammenhang auch interessant und sehr schön dran finde ist, dass auch die Reinigungskraft mitgenommen wird in diese Gespräche, dass sie selber zu Wort kommt und dass sie total aufgefangen wird in diese Gemeinschaft der Kinder, das fand ich sehr, sehr schön.“

Juror:„Ich schalte mich mal mit meinem Statement ein: Es werden Songs gesungen – und zwar nicht zu knapp. Also nicht nur die üblichen Songs, auch Songs von Bodo Wartke, und als das kam, dachte ich: das kriegt mich natürlich sofort! Und dann ist es quasi so ein Zustand des Vorhers, den wir da zu sehen bekommen, ein friedlicher Umgang miteinander, ein rücksichtsvoller Umgang, ein Zustand der Unschuld könnte man sozusagen sagen, nicht? Das hat mich sehr beeindruckt an diesem Stück und mein kaltes Herz erwärmt.“
Redakteurin: „Dass der Titel, von einer Schülerinnen stammt: Mut auch was Neues, das ist klasse und mich interessiert, wie kamt ihr auf die Songs? Wer hat die ausgewählt? Hattest du zum Beispiel eines ausgesucht?“

1.Kind: „ Also, wir hatten alle so Lieblingslieder…“        

Jurorin:„…wie war es denn für euch? Erzählt mal, wie war das, dass Viola euch die ganze Zeit mit dem Mikro verfolgt hat…ihr habt ja auch überhaupt keine Scheu vorm Mikro, habt ihr nicht irgendwie gedacht, oh, das wird jetzt peinlich..? Ihr geht ja so richtig rein und in die Vollen, beeindruckend toll – sagt mal..?“

2.Kind: „Am Anfang dachte ich: Aha, Klangspiel, oh, was kann das sein? Das hat mich neugierig gemacht und da wollte ich mitmachen.“
Jurorin: „Ihr habt alle gesungen?“
3. Kind: „Ja, also am Anfang noch mit sehr viel Scheu und am Ende haben wir die Angst verloren.“
Jurorin: „…ja, Angst zu verlieren, das ist doch total toll!“
3. Kind: „Kinder zu sehen, wie sie die Angst verlieren können, das ist auch total toll!“
Jurorin: „Toll! Und wie ging es dir?“
1. Kind: „Also, ich habe nicht gedacht, dass das jetzt so wird, so groß….vielleicht, dass ein Bericht in einer örtlichen Zeitung kommt..“

Jurorin: „.. aber nicht nach Berlin, wa?“
Moderatorin: „Würdet ihr diese Erfahrung gerne nochmal wiederholen?“

3. Kind: „Ja, ich habe auch die anderen aus der Klangwerkstatt gesprochen, die jetzt nicht mitgekommen sind, und da haben auch einige gefragt: wann gibt es die denn wieder?“
Redakteur: „Ich kann mich vielen Sachen anschließen. Ich finde das auch sehr plausibel, dass, wie ich jetzt gehört habe, auch Stimmarbeit gemacht wurde, was ja auch wirklich eine persönliche Arbeit ist. Es ist wirklich beeindruckend, wie komplexe Konflikte, aber auch komplexe Ideen so verhandelt wurden mit einer großen Leichtigkeit – wobei man dann aber immer wieder feststellt, dass ein Erfahrungswissen von einem Kind einfach eine ganz eigenständige Perspektive hat und nicht irgendwie naiv oder sowas ist.
Das erzählt mir dieses Stück, das finde ich ganz eindrucksvoll. Und ich finde das auch nochmal ein tolles Beispiel dafür, dass die Unterscheidung, die häufig gemacht wird zwischen Dingen, die primär die pädagogischen Prozesse in den Vordergrund stellen und Dinge, die primär das Ergebnis in den Vordergrund stellen, dass man so diese Unterscheidung nicht zu stark machen muss. Dafür ist dieses Stück auch noch so ein eindrucksvolles Beispiel.“

Jurorin: „Ja, da kann ich dazu sagen: also wir fühlten uns in der Vor-Jury  total beschenkt – großartig! Ihr Kinder habt unsere Herzen im Sturm erobert! Wahnsinnig, wie ihr erzählt, wie ihr singt, also, es hat uns echt umgehauen! Man ist sofort voll dabei, kriegt Tränen in den Augen, muss lachen, hat Gänsehaut. Und nun ist es ja so, wir leben in einer Zeit, die einen schon ganz schön deprimiert. Also Nachrichten gucken ist eine große Herausforderung und Zuversicht zu behalten ist schwierig. Und dann kommt ihr, zeigt uns eure ganze Energie, euren Willen, euere Toleranz, wie ihr euch miteinander versteht, wie ihr nachdenkt über Religion, über den Sinn des Lebens, über Akzeptanz, und das ist so wichtig in unserer Zeit…es ist immer wichtig, aber jetzt vielleicht ganz besonders. Und das hat mir auch ganz persönlich richtig Zuversicht gegeben. Ich dachte: wow, wenn das die neue Generation ist, dann graut es mir nicht mehr! Und das ist einfach ein großartiges Zeichen.  Ein wunderbares Danke an euch und ich muss sagen von dir, Viola, auch wunderschön zusammengebaut, ein echtes Originalton-Hörspiel, das komplett und wirklich nur aus den Stimmen der Protagonisten alles erzählt und komplett aufgeht, keinen Sprecher braucht, der irgendwie noch durchführt, sondern wirklich der Ton trägt sich selbst. Die Kinder tragen sich, die wunderbare Putzfrau… also ganz, ganz, ganz großen Dank dafür – einfach nur, dass ihr dieses Zeichen in die Welt gesetzt habt. Und wir können uns nichts anderes wünschen, als dass das in die Welt strömt und die Menschen das hören – diese frohe Botschaft – ich will das eine frohe Botschaft nennen….Das ist unser Liebesbekenntnis aus der Vor-Jury!“

Wow, was für viele begeisterte Worte wurden uns von allen mitgegeben! Und natürlich hätten wie sehr gerne den 1. Preis mitgenommen, doch es wurde uns von mehreren aus Vor- und Hauptjury gesagt, dass wir den „Preis alles Herzen“ gewonnen haben! Der Gewinner, mit dem wir uns in den Tagen angefreundet haben und dem wir den ersten Preis von Herzen gönnen, hat uns seinen Sachpreis geschenkt, ein ganz tolles Mikrofon – er wollte seinen Preis mit uns teilen, da er „Mut auf was Neues“ sehr schätzt und grüßt euch alle von Herzen! Mit seinen Mikrofonen hat er Landschaften und die Welt einer gehörlosen Schriftstellerin über eine lange Zeit eingefangen. Ein großartiges Klangwerk, das ihr mit allen anderen Nominierten auf dieser Seite nachhören könnt: https://berliner-hoerspielfestival.de/nominierte-2025/

Ludwig Berger und Viola Gabor sowie Schüler des Schickhardt-Gymnasiums

Bei der spannenden Preisverleihung am letzten Tag, wurde dann noch jedes Werk von der Haupt-Jury besprochen oder kritisch beleuchtet. Zu unserem Stück folgten diese Worte, die ich euch nicht vorenthalten will, denn sie richten sich an euch:

Jurorin: „Mich hat es sehr berührt, sehr mitgenommen. Ich finde diese Kinderstimmen oder die Menschen, die dahinter sind, hinter diesen Kinderstimmen, die strotzen vor Selbstbewusstsein. Sie sind angetan davon, dass sie etwas mitteilen können und dürfen. Und ich hab mir ein paar so ganz starke Sätze aufgeschrieben, erlaubt mir hier einen davon zu sagen, der heißt: es gibt Menschen, die Denken wie eine Qualle – dem kann ich total beipflichten. (Applaus und Lachen)

Juror: „Ich habe auch noch einen Lieblingssatz in dem Stück. Da sagt ein Mädchen, dass Gott für die Welt ja 7 Tage gebraucht hätte, aber für uns als Menschen hat er 9 Monate gebraucht. Und auf die Idee muss man erstmal kommen. Also das ist ganz großartig und was sich daraus alles ableitet…“

Juror: „Das spielt ja in Herrenberg, in der Schule….Ich finde diese ganzen Kinder sind total ermutigend… die sind total divers und reflektiert und gut. Und genau das brauchen wir, also das sollten wir für unsere Gesellschaft haben wollen. Und keine Angst davor haben. Und das finde ich das total Ermutigende an diesem Stück!“

Jeder Mensch, mit dem ich ins Gespräch kam, hatte sofort einen Lieblingssatz von euch parat.
So konnte ich also einen großen Blumenstrauß aus empathischen Worten für euch einsammeln!

Wir hatten eine aufregend schöne Zeit in Berlin und kommen als „Gewinner der Herzen“ nach Herrenberg zurück, beschenkt mit einem geteilten Preis, wie großartig!

Ab Oktober könnt ihr auf meinem Podcast: „Herrenberger Herztöne“ mehr darüber hören.

Es war mir eine große Freude und Ehre, mit euren wunderbaren Stimmen in unserem Klangspiel nach Berlin zu reisen und schließe mich der einen zitierten Jurorin an: „…ganz großen Dank dafür – einfach nur, dass ihr dieses Zeichen in die Welt gesetzt habt. Und wir können uns nichts anderes wünschen, als dass das in die Welt strömt und die Menschen euch hören….“

Das Klangspiel findet sich in voller Länge unter https://ganz-ohr-podcast2023.podigee.io/10-neue-episode

Viola Gabor