16. Dezember – Impressionen

Gestern bin ich zwischen meinen Arbeitsschichten, weil das Wetter so schön war, einfach mal auf  Entdeckungsreise mit Kamera gegangen. Obwohl ich jetzt schon seit zwei Wochen an Bord bin, entdecke ich immer noch jeden Tag etwas Neues. Es gibt hunderte sehr schöne Fotomotive. Hier eine kleine Auswahl.

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Außerdem beantwortet heute unser Schiffsarzt Claus Pohl die Fragekarte von Ibrahim.

dicke des eises

Lieber Ibrahim.

Du wolltest wissen, wie dick das Eis an der dicksten Stelle in der Antarktis ist.

Die Antwort ist kurz und lautet:   4776 Meter.

Aber eventuell möchtest Du noch ein bißchen mehr über das Eis wissen, und deshalb erzähle ich mal.

Aber vorher interessiert Dich vielleicht, wer ich bin und was ich hier mache: Ich heiße Claus Pohl und bin der Schiffsarzt. Ich gehöre genauso wie der Koch oder die Matrosen zur Besatzung, und wenn jemand krank wird und zum Beispiel eine Ohrenentzündung hat oder Zahnschmerzen oder eine Blinddarmentzündung, dann gibt es hier keine Möglichkeit, ihn zum Hals-Nasen-Ohrenarzt oder zum Zahnarzt zu schicken oder ins Krankenhaus, alles muß hier an Bord erledigt werden, und dafür gibt es eine Krankenschwester und den Schiffsarzt.

Du weißt ja sicher, daß Antarktika ein Kontinent ist wie Amerika oder Europa oder Australien, Antarktika besteht also aus Land mit Bergen und Tälern. Mit dem umgebenden Meeren zusammen nennt man die ganze Region die Antarktis.

Das Land Antarktika ist fast vollständig von Eis bedeckt, das sich über 30 Millionen Jahre hier angesammelt hat. Obwohl es hier nur sehr wenig schneit, es gibt weniger Niederschläge als sonstwo in der Welt, kommt in 30 Millionen Jahren schon eine ganze Menge zusammen, denn es taut nichts weg, die Durchschnittstemperatur im Landesinneren beträgt nämlich – 55°C !
Der Schnee, der hier fällt, verdichtet sich durch den Druck zu Eis, und dieses Eis bewegt sich ganz langsam so wie ein Gletscher in den Bergen bergab, das bedeutet es fließt wie ein ganz zäher Brei in Richtung auf die Küste zu. Mit Erreichen der Küste schiebt sich das Eis immer weiter auf das Meer hinaus, es schwimmt auf dem Meer und bleibt aber mit dem Eis an Land zunächst verbunden. Man nennt dieses auf dem Meer schwimmende Eis das Schelfeis, dieser Schelfeisgürtel kann mehrere hundert Kilometer breit sein. Ab und zu bricht ein Stück diese Schelfeises ab und ein Eisberg ist geboren. Solche Eisberge sind manchmal so riesig, daß man das Ende nicht sehen kann, und sie sind an der Oberfläche ganz glatt, deshalb heißen sie Tafeleisberge. Diese Eisberge können bis zu 300 Meter dick sein, aber man sieht ja nur den obersten Teil, etwa 1/8 des Eisberges, der Rest ist unter der Wasseroberfläche. Deshalb dauert es oft Jahre, bis so ein großer Eisberg abschmilzt und auseinanderbricht und sich im Wasser dreht, und dann entstehen ganz unterschiedliche Formen von Eisbergen.

Und wenn Du vielleicht noch mehr wissen willst, schreib doch einfach eine mail cpohl.p@awi-polarstern.de
Ich wünsche Dir schöne Weihnachtsferien,
Claus Pohl